Mit der Entwicklung des Lenkflugkörpers BILL 1 war das Entwicklungspotentials des Waffensystem nicht erschöpft. Die Abmaße der BILL 1 ermöglichten es den Celsiusentwicklern die Kampfkraft der BILL weiter zu erhöhen. Diesem Konstruktionsschritt ging die amtliche schwedische Forderung nach der Einrüstung eines Tandemhohlladungsgefechtskopfes voraus, der in der Lage ist auch zusätzlich aufmontierte Schutzpanzerungen an Türmen oder Wannenoberseiten zu überwinden. Neben der Bekämpfung von Panzerfahrzeugen sollten auch andere Ziele wie Bunker, ungepanzerte Fahrzeuge oder Shelter im Top-Attack-Verfahren sowie im Direktbeschuß angegriffen werden können. Zu diesem Zwecke ist zusätzlich zum Annäherungszünder ein Aufschlgszünder in die drahtgesteuerte BILL 2 eingerüstet worden. Die beiden leistungsstarken Hohlladungen sind hintereinander angeordnet. Die 80mm Vorhohlladung ist in einem Winkel von 100 Grad hinter der Sensorik positioniert. Beim Überflug eines Ziels detoniert die Vorhohlladung und bringt durch ihre Wirkungsweise, reaktive Panzerung zur vorzeitigen Redaktion und beschädigt, in bestimmten Fällen, auch die ungeschützte Hauptpanzerung. Sekundenbruchteile später detoniert die hinter dem Feststoffantriebsmotor eingerüstete 102mm große Haupthohlladung, die in einem Winkel von 90 Grad im Flugkörperinnenraum montiert wurde. Dabei trifft deren Hohlladungsstachel auf die bereits vorgezeichnete beziehungsweise beschädigte Stelle des Panzer auf, durchschlägt den Panzerstahl und trifft dabei auf lebenswichtige Teile im Kampfraum des Fahrzeuges. Durch die konstruktionsbedingte Wirkung der Hohlladungen entsteht im Kampfraum des Panzers eine Spallwirkung, die von oben nach unten wirkt. Die Wirkung des Spalls ist so groß, daß nahezu alle lebenswichtigen Teile im Turm beschädigt oder zerstört werden. Um so gefährlicher ist die Trefferwirkung einer BILL, da die meisten gepanzerten Fahrzeuge und Kampfpanzer über keinen Innenlinerschutz in der Turmoberseite verfügen. Beide Hohlladungen sind für die dynamischen Wirkungen konstruiert. Die Hohlladungsstachel treffen den selben Punkt (no keyhole effekt). Aus technischen Gründen können Panzerfahrzeuge nicht ausreichend gegen die Wirkungen von Hohlladungen in Lenkflugkörpern, im oberen Bereich der Wanne oder des Turms geschützt werden, die im Rahmen der Top-Attack ein Fahrzeug angreifen.

Da es mit der BILL 2 möglich ist fahrende und stehende Ziele zu bekämpfen, griffen die Celsiusentwickler auf die gleiche Antriebstechnologie wie bei der BILL 1 zurück. Dabei handelt es sich um einen Feststoffmotor, der in der Lage ist, den Lenkflugkörper innerhalb von 2 Sekunden so zu beschleunigen, daß dieser eine Distanz von 2.200 Metern in nur 13 Sekunden Flugzeit zurücklegen kann. Die Zündung des Feststoffmotors erfolgt sofort nach dem Abschuß der BILL 2. Vier am Lenkflugkörper montierte Antriebsdüsen sorgen für eine optimale Verteilung des Antriebs während der Start- und anschließenden Flugphase. Nach 2 Sekunden Brenndauer ist der wartungsfreie und raucharme Feststoffmotor ausgebrannt. Von dieser Zeit an fliegt der Lenkflugkörper BILL 2 antriebslos mit 250 Meter in der Sekunde auf das anvisierte Ziel zu. In dieser Zeit kann durch den Schützen noch ein Zielwechsel erfolgen. Die Startgeschwindigkeit ist mit 72 Meter pro Sekunde angegeben. Die Steuerungsimpulse erhält die BILL 2 über den sich automatisch im Flug abspulenden Lenkdraht. Gegen elektronische Störungsversuche des Gegners auf dem Gefechtsfeld ist die BILL 2 als auch die Abschuß- und Steuerungsanlage gehärtet. Selbst unter ABC-Bedingungen und bei Temperaturen von -30 bis +60 Grad ist die BILL 2 einsetztbar.

Gegenüber der Wirkungsweise von anderen aus europäischer oder amerikanischer Produktion stammenden Lenkflugkörpern verfügt die schwedische BILL 2 über eine Reihe von bemerkenswerten und konstruktionsbedingten Merkmalen. Besonders auffällig ist, daß der Schütze vor dem Abschuß der BILL 2 auf ein erkanntes Zielobjekt, die Möglichkeit hat, am Lenkflugkörper vier verschiedene Einstellungen zur Optimierung der Wirkungsweise des LFK´s im Zielbereich vornehmen kann. Dazu braucht der Schütze nur einen Drehknopf zu bedienen und die notwendige Einstellung am Flugkörper durchzuführen. Die erste Einstellung ist der vom Hersteller vorgegebene Panzerabwehreinstellungsmodus. Dabei ist die gesamte Sensorik, der Flugmodus und die Wirkungsweise der beiden Hohlladungen auf die Top-Attack-Angriffsweise optimiert. Bei der Bekämpfung von leicht gepanzerten und ungepanzerten Gefechtsfeldfahrzeugen kann das Overfly-Top-Angriffsverfahren (OTA) der BILL zu Gunsten eines Frontalangriffsverfahren (Secondary target mode) ausgewählt werden. Dabei fliegt die BILL 2 nach dem Abschuß in direkter Linie auf das Ziel zu. Bei diesem gewählten Modus wird der Annäherungszünder deaktiviert und ein in der BILL 2 eingerüsteter Aufschlagszünder aktiviert. Beim Auftreffen auf das ungepanzerte Ziel wirken die beiden Hohlladungen ebenso vernichtend wie beim OTA-Verfahren. In der dritten Einstellung bleibt zur Bekämpfung von gedeckten oder versteckten Zielopjekten (Bunker, Infanteriestellungen usw.) nur das optische Sensorverfahren eingeschaltet. In der vierten Einstellung können vom Kunden vorgegebene Leistungsmerkmale in die BILL durch den Hersteller einprogrammiert werden. Alle Programmierungen können im Rahmen von Kampfwersteigerungen auf elektronischem Wege bei Bedarf verändert werden.

Ein weiteres Merkmal ist die schnelle Einsatzbarkeit des Waffensystems, welches durch zwei Soldaten bedient wird. Die 17 kg schwere Waffe ist mit wenigen Handgriffen aufstellbar. Je nach Beschaffenheit des Untergrundes, dauert es zwischen 10 und 15 Sekunden das Abschußgestell in Stellung zu bringen. Das Aufbringen des in einem GFK-Kunststoffrohr verpacken BILL 2 dauert für einen geübten Schützen nur 5 Sekunden. Überzeugend ist auch die mit 2.200 Metern angegebene Kampfreichweite des Lenkflugkörpers. Diese ist 200 Meter größer als die bei der NATO eingeführten Milan und der zur Einführung anstehenden und lasergesteuerten TRIGAT MR. Diese 200 Metern können nach Ansicht der schwedischen, des österreichischen Bundesheeres und des brasilianischen Marine Corps von entscheidender Bedeutung sein. Ebenso die technische Möglichkeit die Waffe auf das zu bekämpfende Zielspektrum über einen Wahlschalter einzustellen (Direktbeschuß), um eine optimierten Wirkungsgrad im Zielobjekt zu erreichen, machen die BILL 2 zu einer Mehrzweckwaffensystem für Infanteristen, Jäger oder Panzerabwehrtruppen.

(Quelle: Melomaniax/Till)

 

Detailfotos von mir:


Lenkflugkörper BILL 2000


Lenkflugkörper BILL 2000


Lenkflugkörper BILL 2000


PAL 2000