Eine mittlerweile fast typische Situation im Kosovo. Am Duljepass wurde ein Sprengkörper gefunden und muß unschädlich gemacht werden. Diesmal ist es eine amerikanische Streubombe. - Die Sprengung ist für die österreichischen Soldaten schon Routine.

Einige Kilometer davon entfernt liegt das Soldatencamp CASABLANCA, nahe der Stadt Suva Reka.
Hier ist das Zuhause von 480 österreichischen KFOR Soldaten. Einer davon ist der gelernte Schlosser und Milizsoldat Jürgen Lutz aus Wien. Der 21jährige Gefreite ist seit einigen Wochen mit dabei. Neben gutem Verdienst war Abenteuerlust der Grund, warum er in den Kosovo gegangen ist.
Seine Hauptaufgabe ist es, mit den Kollegen seiner Kompanie für Schutz und Sicherheit in der Region zu sorgen.

Tägliche Patrouillenfahrten mit Panzer und dann zu Fuß gehören dazu. Das Tragen einer schweren Kugelschutzweste ist dabei ständig Pflicht.
Auch wenn die Lage im Moment relativ ruhig erscheinen mag, so kann sich das jederzeit ändern.

Die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen sind nach wie vor groß. Im Einsatzraum der Österreicher gibt es zwar praktisch keine Serben mehr; dafür Konflikte zwischen gemäßigten und radikalen Gruppen der Kosovo Albaner.

Ungefähr zur selben Zeit im CIMIC Büro des Camps. Hier hat der Tiroler Berufssoldat Vizeleutnant Franz Tagger seinen Wirkungsbereich.
CIMIC – das ist die zivil-militärische Zusammenarbeit zum Wiederaufbau im Kosovo. 30 verschiedene Projekte werden von CIMIC derzeit koordiniert.
Vizeleutnant Tagger arbeitet dabei mit internationalen Hilfsorganisationen zusammen.
Ein Beispiel: die Schule in Grejevce.

Was für jedes österreichische Schulkind selbstverständlich ist, fehlt den meisten hier. Die notwendigsten Schulartikel werden von verschiedensten Hilfsorganisationen gespendet und von den Soldaten verteilt.

Vzlt Franz Tagger
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Eine weitere Aufgabe der Österreicher: Das Häuserprojekt von Bundesheer und Caritas.
Wie hier im Bergdorf Budakowa reißen Soldaten vom Krieg zerstörte Gebäude ab, die CARITAS baut dann neue Häuser auf.

Margarethe Matic, Caritas Austria
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Hilfe zur Selbsthilfe lautet hier das Motto, die Einheimischen helfen beim Hausbau.

Schauplatzwechsel. Der österreichische Checkpoint ECHO auf einer wichtigen Verbindungsstraße zwischen Prizren und Pristina.
Dieser Checkpoint ist rund um die Uhr besetzt. Die Soldaten müssen hier Autos und Personen kontrollieren und stoßen dabei immer wieder auf illegale Waffen und Sprengkörper. Mehrmals pro Woche macht auch Gefreiter Lutz hier Dienst .

Gfr Jürgen Lutz
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Ist der Mann hinter dem Steuer ein Krimineller oder einfach nur ein harmloser Bürger ? Auf jeden Fall ist Gefreiter Lutz auf der Hut – Schüsse an Checkpoints sind bereits gefallen.

Nächste Station für den Berufssoldaten Tagger: die Reinigung von Brunnen. Hinabsteigen muß der Brunnenbesitzer jedoch selbst.
Für die Kinder bedeutet das bald sauberes Trinkwasser aus dem eigenen Brunnen.
Für viele Erwachsene des Dorfes hingegen ist das nicht die einzige Motivation.

Bejtullah Veselaj, Ortssprecher Recane
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Für die Hilfe bei der Brunnenreinigung bin ich sehr dankbar. Weil im Dorf noch Menschen vermißt werden. Man vermutet, daß auch Leichen in die Brunnen geworfen wurden. Wir werden unsere Arbeit mit der Reinigung fortsetzen und hoffen, daß die Leichen gefunden werden.

Ein starker Kontrast. Auf der einen Seite bringen Soldaten Hilfsgüter, auf der anderen Seite muß die Bevölkerung streng überwacht werden. Bei Hausdurchsuchungen werden oft zahlreiche Waffen und Sprengkörper gefunden.

Und dieses Gefühl dafür ist allein deshalb schon notwendig, weil fast täglich Einheimische zum Lager kommen, um den Soldaten ihre Probleme zu schildern. Hier zu entscheiden, wem geholfen werden soll und wem nicht, ist nicht leicht.

Die Probleme im Kosovo versucht Vizeleutnant Tagger für einige Zeit lang zu vergessen, wenn er spätabends in seine Unterkunft kommt. Dann wird an die Familie zuhause gedacht und wie anders doch die Welt in Tirol ist, 1000 Kilometer entfernt von hier.

Für den jungen Wiener Gefreiten Lutz ist der Dienst diesmal noch nicht zu Ende. Denn auch in der Nacht muß patrouilliert werden.

Sechs Monate dauert der Einsatz, doch viele Soldaten verlängern ihn. Jürgen Lutz hat noch bis zum Herbst Zeit darüber nachzudenken, ob er für ein weiteres halbes Jahr im Kosovo bleiben will.

Bericht/Bilder: ORF