Der
Herr der Lüfte oder Helfen macht Freude
LINZ/HÖRSCHING. Wenn man wie
er 4000 Stunden in der Luft war und dabei das Steuer des Hubschraubers fest
in der Hand hat, dann gehört man schon zum fliegenden Inventar. Hannes
Mittermair, Oberstleutnant beim Fliegerregiment 3 in Hörsching, ist als
Militärpilot in der "zweiten Halbzeit".
Die Agusta Bell 212 ist so etwas wie sein Wohnzimmer. Natürlich lebt der
44-jährige Offizier nicht in dem Transporthubschrauber. Aber er bestimmt
sein Leben bedeutend mit.
Mittermair gehört zu jenen Menschen, die das Fliegen für etwas Faszinierendes halten. Vor 22 Jahren begann er in Zeltweg mit der Fliegerei. Von den Flächenflugzeugen stieg er 1981 in den Hubschrauber um, absolvierte die fliegerische Grundschule in Langenlebarn, um dann ein Jahr später in Hörsching seine berufliche Heimat zu finden.
An seinen ersten Flug
kann sich der gebürtige Linzer noch sehr gut erinnern. "Der Anfang
war eine schweißtreibende Angelegenheit." Das hat viel damit zu tun,
dass ein Hubschrauber zwar besondere Flugmanöver erlaubt, dafür aber
auch nicht ganz einfach zu steuern ist. So glaubt Mittermair auch, dass die
Menschen seiner Zunft ausgeprägte Individualisten sind. "Sie müssen
immer in der Situation entscheiden und sie sind dabei auf sich alleine gestellt.
Deshalb sind sie auch entscheidungsfreudig."
Das Risiko ist natürlich
stetiger Begleiter. "In diesem Beruf ist man so exponiert, dass man natürlich
einem besonderen Risiko ausgesetzt ist", sagt der Linzer. Aber zu "80
bis 90 Prozent" sei dies von einem selbst bestimmt. Der Rest ist der Unsicherheitsfaktor,
der immer mit an Bord ist. "Es gibt Umstände, da hast du als Pilot
keine Chance mehr." Wenn Kollegen solchen besonderen Umständen zum
Opfer fallen, dann "tut das weh". So sei auch die Teamarbeit von Piloten
und Technikern enorm wichtig, damit der Betrieb mit den Transporthubschraubern
gut funktioniert.
Natürlich ist
dieser Beruf auch für die Familie belastend. Man braucht schon eine verständnisvolle
Frau, sagt Mittermair. Er hat sie in Person seiner Birgit, die damit leben muss,
dass er sich nicht nur jeden Tag in die Lüfte schwingt, sondern auch längere
Phasen nicht zu Hause ist. Denn Einsätze gibt es genügend. Von der
Waldbrandbekämpfung im Süden Österreichs bis zur Unterstützung
in Krisengebieten wie dem Kosovo, von der Rettung von Menschen oder Tieren aus
Bergnot bis hin zu Krankentransporten.
Das Helfen, vor allem das Helfenkönnen,
ist für Mittermair mit das Schönste in seinem Beruf. So ist auch das
schönste Erlebnis in seiner nun schon langen Fliegerkarriere eines, wo
er einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, einem Menschen das Leben zu retten.
Ein 33-jähriger Vater von drei Kindern war bei einem Unfall regelrecht
gepfählt worden. Im Krankenhaus in Klagenfurt war der Mann schon abgeschrieben
worden. Seine einzige Rettung war das AKH Wien, wo man für solche Fälle
Spezialisten hat. Das Wetter war schlecht, aber es war die einzige Chance, den
Patienten von Klagenfurt nach Wien zu bringen. Mittermair war, wie er selbst
sagt, praktisch im Blindflug unterwegs. Doch nach drei Wochen konnte das Unfallopfer
das Krankenhaus verlassen. Ein Moment, an den sich der Pilot sehr gerne erinnert.
Nervenstärke muss er also
besitzen. Gibt es für den 44-Jährigen auch Schwächen? "Ja",
grinst er, "Hunde, alte Landrover, England - und meine Frau Birgit."
Bericht aus den OÖ Nachrichten, www.oon.at