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Hohe Anforderungen an Reichweite und Durchschlagskraft

Einer der Kernaufgaben von Kampftruppen ist die Fähigkeit zur einer effektiven Panzerabwehr. Noch immer stellen Kampf- oder Schützenpanzer den Hauptgegner für eigene Kampftruppen auf dem Gefechtsfeld der ”Verbundenen Waffen” da. Aus diesem Grunde wurde in den letzten 27 Jahren bei allen europäischen Streitkräften großer Wert auf die Einführung von effektiven und leistungsstarken Panzerabwehrlenkflugkörpern (PzAbwLfk) gelegt, die in der Lage sind, bei einem direkten Treffer ein Panzerfahrzeug wirkungsvoll zu bekämpfen. Unterschieden wird zwischen leichten, mittleren und schweren PzAbwLfk. Schwere PzAbwLfk´s haben eine Kampfreichweite von maximal 4.000 bis 5.000 Metern und sind auf Fahrzeugplattformen montiert, während mittlere PzAbwLfk, die über eine Reichweite bis zu 2.000 Metern verfügten, meist von zwei Soldaten getragen werden können. Zu den leichten Panzerabwehrwaffen (PzAbhdw) zählen die schultergestützen Systeme oder Panzerfäuste mit einer Kampfreichweite von 50 bis 1.000 Metern. Dieses unterschiedliche Reichweitenspektrum reichte bei den zugrunde liegenden geographischen Gegebenheiten in Mitteleuropa aus, um eine bedrohungsgerechte Panzerabwehrfähigkeit der NATO-Streitkräfte auf lange Sicht gewährleisten zu können. Doch die Trends zu größeren Reichweiten, mehr Durchschlagsvermögen und einer leichten Integration dieser Waffensysteme hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Grund hierfür sind die Verwendung von besseren Panzerungstechniken, nachträglich aufmontierten Zusatzpanzerungen und wirkungsvolleren passiven Schutzmöglichkeiten für Panzerfahrzeuge aller Art. Dieser Trend zwingt langfristig zu Einführung neuer Panzerabwehrwaffensysteme, deren Leistungsvermögen gegenüber sich im Einsatz befindlichen, deutlich erhöht wurde.

 

Hohlladungswirkung

 Die Entwicklung einer Hohlladung stammt aus den dreißiger Jahren. Verwendung fand diese Art der Sprengladung im Bergbau. Erst während des Zweiten Weltkriegs ist die Entwicklung von Hohlladungsmunitionen für panzerbrechende Waffen von deutscher Seite aufgenommen worden. Die 1944 eingeführte deutsche Panzerfaust 30, 60 und 100 verfügten über Hohlladungsgefechtsköpfe mit Raketenantrieb, die einen Panzer bei nur einem Treffer außer Gefecht setzten. Erst in den sechziger und siebziger Jahren sind PzAbwLfk´s serienmäßig mit Hohlladungsgefechtsköpfen ausgerüstet worden.

Die Wirkung einer Hohlladung basiert auf eine trichterförmig gegossenen Sprengladung, die mit einem Kupfermantel umgeben ist. Beim Zünden des Gefechtskopfes entwickelt sich in Sekundenbruchteilen ein äußert langgestreckter Feuerstarchel, der mit seiner hohen Energieübertragung und einem extremen großen Staudruck die Stahlpanzerung buchstäblich durchschlägt. Je größer die Hohlladung, desto höher die Durchschlagsleistung bei Panzerstahl, Beton oder Mauerwerk. Wird aber die Entwicklung des Hohlladungsstarchels bei der Detonation künstlich gestört oder unterbrochen, ist die panzerbrechende Wirkung einer Hohlladung im Zielbereich deutlich herabgesetzt oder kann ganz neutralisiert werden.

Trotz der Verwendung von modernen und aufwendigen Schutztechnologien an Gefechtsfeldfahrzeugen wird auch heute auf ein Hohlladungsgefechtskopf bei der Entwicklung von panzerbrechenden Infanteriewaffen zurückgegriffen, da die Wirkungsweise dieser Gefechtskopfkonstruktion, die bisher beste Möglichkeit bietet, alle Arten vom Panzerungen wirkungsvoll zu brechen.

 

Faktor Schutz

 Die Parameter für Kampfwertsteigerungen und Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Panzerungstechniken bei Gefechtsfahrzeugen hat in den letzten 15 Jahren große Fortschritte erzielen können. Bereits heute sind Kampfpanzer modernster Baureihen wie der russische T-80 und der T-90 sehr gut gegen die Wirkungen einfacher und mit geringem Durchmesser versehenen Hohlladungen geschützt. Noch bis in die siebziger Jahre hinein vertrauten Panzerkonstrukteure auf die Schutzwirkung von gewalztem und homogenen Panzerstahl, ohne zusätzlich eingebaute Schutzkomponenten. Erst zu Beginn der achtziger Jahre sind Entwicklungen in Angriff genommen worden, die zur Erhöhung des Schutzes beitrugen. Durch den Einbau von Schotten, Keramik, Glas und Beulblechen als Schutz in die Panzerungen von Kampffahrzeugen, konnte die Wirkung von Hohlladungsgefechtsköpfen deutlich herabgesetzt und in einigen Fällen sogar völlig aufgehoben werden. Mit der Verwendung von integrierten Schutztechnologien und aufgesetzter reaktiver Panzerungen, gelangte die einfache Hohlladung an ihre Leistungsgrenze. Dies basiert auf der Tatsache, dass reaktive Panzerungen den langestreckten Starchel explodierender Hohlladungen wegen der geringen Masse leicht vom Auftreffbereich ablenken können. Reaktive Panzerungen sind auf das Kampffahrzeuges aufgesetzte Kleinstsprengladungen (Pakete), die beim Auftreffen eines Panzerabwehrlenkflugkörpers sofort explodieren und durch die Expolsionsenergie den Hohlladungsstarchel bei seiner Entwicklung hindern.

Nicht nur aufgesetzte, sondern auch eingebaute reaktive Panzerungen finden beim Kampfpanzerbau Verwendung. Der in diese Panzerungen eingedrungene Hohlladungsstarchel initiiert die Sprengladungsschicht. Dabei werden die beiden anliegenden Stahlplatten beschleunigt. Diese Platten weisen zum HohlladungDiese r T-72 ist mit moderner Reaktivpanzerung ausgestattetsstachel einen Anstellwinkel auf. Dadurch wird der Stachel kontinuierlich von seiner Flugrichtung abgelenkt. Von der Achse abweichende Stachelteile tragen nicht mehr zur Tiefenleistung bei. Das Resultat ist eine vermindernde Durchdringungsfähigkeit. Der Schutzfaktor, der durch Verwendung derartiger Panzerungssysteme erreicht werden kann, ist sehr groß. Bezogen auf die Gefechtskopfleistung in Massivzielen, kann die Eindringtiefe bereits durch reaktive Panzerung um 80% reduziert werden.

Durch die Verwendung von Doppel- oder Tandemhohlladungsgefechtsköpfen kann dieser Effekt wieder aufgehoben werden. In einem derartigen Gefechtskopf sind zwei Hohlladungen zumeist unterschiedlicher Größe integriert. Die erste Hohlladung (Vorhohlladung) dient dazu, die additive reaktive Panzerung zu aktivieren. Die Lebenszeit einer reaktiven Panzerung beträgt je nach Typ und Winkelanordnung 0,1 bis 2ms. Um diese Zeitdifferenz ist die Zündung der zweiten Hohlladung (Haupthohlladung) verzögert im Geschoß initiiert. Da dann kein spezifischer Schutzmechanismus mehr vorliegt, dringt die Haupthohlladung in die nun ungeschützte Panzerung (Panzerstahl) ein. Es werden dadurch wieder Eindringtiefen erreicht, die annähernd der ursprünglichen Durchschlagsleistung der Hochleistungsgefechtsköpfe entsprechen.

 

Anforderungen an Panzerabwehrwaffen

 Obwohl es leichte, mittlere und schwere Panzerabwehrwaffensysteme gibt, sind die geforderten technischen Leistungsparameter an die Gefechtsköpfe, Bedienbarkeit der Waffe, Reichweite und an das Gewicht des Systems sehr hoch. Folgende technischen Eigenschaften sind heute unabdingbar bei der Beschaffung oder der Entwicklung von neuen Panzerabwehrhand- und Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen aller Art:

 

 

Ein Großteil der rund 40 verschiedenen Panzerabwehrsysteme aus westlicher oder östlicher Produktion erfüllen diese Anforderungen. Dennoch gibt es einen erhöhten Beschaffungsbedarf in Mitteleuropa, dem Nahen Osten und Asien für moderne Panzerabwehrwaffensysteme aller Art. Schon heute sind eine Vielzahl aus russischer  oder auch westlicher Produktion stammender Waffensysteme nicht mehr in der Lage moderne reaktive oder aktive Panzerungstechnologien wirksam zu überwinden, weil die Gefechtskopfgröße und die damit verbundene Durchschlagsleistung zu klein ist. Ferner sind die viele Panzerabwehrwaffen in den Leistungsparametern beschränkt und nicht ausreichend, um sich in einem von Scheinzielen, elektronischen Störungen oder aktiven Abwehrmöglichkeiten dominierten Gefechtsfeld durchzusetzen. Auch sind viele Kampfreichweiten von nur maximal 2.000 Metern bei mittleren Panzerabwehrwaffen nicht mehr das Optimum. Vielfach sind größere Reichweiten bei entsprechenden geographischen Verhältnissen gefordert. Vielfach müssen die PzAbwLfk noch mit Hilfe einer Drahtsteuerung ins Ziel gelenkt werden. Die Zeiträume bis ein Schütze sein System einsatzbereit und einem Treffer erzielt hat sind nach Meinung vieler Militärs zu lang und gefährden unnötig den Soldaten. Dies gilt insbesondere für drahtgelenkte Waffensysteme der ersten und zweiten Generation. Notwendig sind heute laser- oder infarrotgesteuerte und sehr schnell fliegende Lenkflugkörper, die dem angegriffenen Gegner keine Zeit mehr für Gegenmassnahmen, wie dem Ausstoßen von infrarotdeckenden Nebeln oder anderen Täusch- oder Abwehrtechniken lassen. Ferner sollte die Gefechtskopfleistung bei einem Treffer an der Wanne oder im Turmbereich eines Kampfpanzers zu einem Totalausfall des angegriffenen Zieles oder dessen Zerstörung führen. Um die eigene Stellung nicht zu verraten, sollte die Panzerabwehrwaffe über einen raucharmen, aber sehr schnellen Antrieb verfügen, der Geschwindigkeiten von bis zu 300 Metern in der Sekunde ermöglicht. In den nächsten Jahren rechnen Verteidigungsexperten damit, daß die neuen russischen Kampfpanzer T-80, T-80 plus und T-90 sowie entsprechende Weiterentwicklungen wie der T-72M, verstärkt in Länder der Dritten Welt exportiert werden. Der T-90 ist mit einer reaktiven Zusatzpanzerung, einer leistungsstarken Hauptpanzerung (KAKTUS-Lösung) und einer 125mm Kanone mit automatischem Lader ausgerüstet, die über eine hohe Schußfolge verfügt. Ein auf dem T-90 montiertes und neu entwickeltes Störungssystem vom Typ TShU-1-7 Shtora ist nach Aussage des Herstellers in der Lage, nahezu jeden westlichen PzAbwLfk im Infrarotbereich erfolgreich zu stören und vom Panzer abzulenken. Falls der angestrebte Export von neuen russischen Kampfpanzertypen in Länder der Dritten Welt zu einem Preis von nur 2,5 Millionen Mark erfolgen sollte, haben Krisenreaktionskräfte der NATO oder der Westeuropäischen Union mit diesem Panzer auf dem Gefechtsfeld zu rechnen. Diesen Bedrohungen ist nur mit wirkungsvollen Abwehrwaffen in der Zukunft und zum Schutze der eingesetzten Soldaten zu begegnen.

 

Märkte

 Zur Zeit sind insbesondere Partnership for Peace (PfP)- und die neuen NATO-Beitrittsstaaten an neuen Panzerabwehrwaffensystemen interessiert. Ähnliches gilt auch für eine Reihe von Staaten des Nahen- und Mittleren Ostens sowie für eigene asiatische Länder, deren Streitkräfte in den nächsten Jahren modernisiert werden sollen. Im Vordergrund der geplanten Neubeschaffungen stehen unter anderem tragbare und schultergestütze Panzerabwehrwaffen und der Ersatz von draht- sowie infrarotgelenkten Lenkflugkörpern, die vorwiegend aus westlich Produktion stammen. Doch diese Kaufabsichten lassen sich nicht in den nächsten Jahren realisieren. Oft fehlt es den beschaffungswilligen Armeen Osteuropas an den entsprechenden finanziellen Mitteln, um Waffensysteme in den nächsten Jahren kaufen zu können. So spekulieren neben den finanzschwachen NATO-Staaten, die überwiegend aus militärischen Zuwendungen Waffensysteme für ihre Streitkräfte erhalten, auch die neuen und zukünftigen Beitrittsländer auf eine entsprechende Aufbau- und Ausrüstungshilfe. Zu diesen europäischen Staaten gehören Ungarn, Polen, Slovenien, Griechenland, Portugal und die Türkei. Doch die amerikanische Konkurrenz schläft nicht. Die US-Industrie nutzt seit einigen Jahren sehr geschickt die Uneinigkeit der europäischen wehrtechnischen Industrie aus, um ihre Produkte zu günstigen Preisen anzubieten. Zu der amerikanischen Vertriebsstrategie, die vom US-Wirtschaftsministerium und dem Pentagon wirkungsvoll unterstützt wird, gehört auch das kostenfreie Bereitstellen von Waffensystemen für den gesamten Heeresbedarf. Der US-Konzern Raytheon und Lockheed Martin wollen in den nächsten Jahren eine Reihe von Heerestechnologien in Europa auf den Markt bringen.

Bisher hat die europäische Industrie, die mit der Gründung der EADS und der Harmonisierung der heimischen Rüstungsindustrie voll ausgelastet ist, diese US-Bedrohung nur unzureichend wahrgenommen. Drüber hinaus gibt es erhebliche Schwierigkeiten in der Abstimmung von Marketingaktivitäten bei deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen, die zeitweise unterschiedliche Produktlinen im Wettbewerb zueinander im Ausland anbieten, nur um ein nationales Produkt verkaufen zu können. Diese Tatsache nutzen amerikanische Vertriebsmanager aus, um für Produkte wie die TOW 2B, JAVELIN oder andere Panzerabwehrsysteme zu werben. Von einer einheitlichen europäischen Verkaufsstrategie in Übersee und Europa sind deshalb viele Tochterunternehmen der EADS noch weit entfernt.

Doch der weltweite Beschaffungsmarkt für leichte, mittlere und schwere Panzerabwehrwaffen ist sehr vielfältig und muß auch in den nächsten Jahren stark differenziert von der wehrtechnischen Industrie betrachtet werden. Sicher ist, daß ein großes Markpotential in Panzerabwehrhandwaffen und mittleren PzAbwLfk steckt, die sich für Blauhelmeinsätze, Einsatzzwecke von Krisenreaktionskräften (KRK) oder für das Einsatzspektrum multinationale Einheiten eignen können. Hierbei entscheiden die Leistungsmerkmale, wie das Durchschlagsvermögen des Gefechtskopfes, Reichweite, Verfügbarkeit und letztendlich der Kaufpreis sowie die logistischen Anbindungen an kostengünstige Versorgungsstränge über eine Beschaffung. Doch trotz dieser Tatsache ist kein klarer internationaler Beschaffungstrend derzeit erkennbar. Es gibt eine zu hohe Anzahl an wirkungsvollen und auf dem Markt befindlichen Systemen mit deren Ablösung erst in den nächsten 10 Jahren gerechnet werden kann. Dennoch bilden auch in der Zukunft neue Panzerabwehrwaffen ein unverzichtbarer Anteil einer bedrohungsgerechten Ausrüstung einer Armee von morgen.

Dieser Beitrag beschreibt die wichtigsten Waffensysteme zur Panzerabwehr, deren Entwicklungsstand sowie Einsatzmöglichkeiten unter der Berücksichtigung der technischen Leistungsparameter.

 

Leichte schultergestützte Waffen

 Zu den Klassiker der panzerbrechenden Waffen gehört zweifellos die amerikanische Bazzoka, die bis vor einigen Jahren noch Verwendung in vielen Armeen dieser Welt als leichte Unterstützungswaffe für die Infanterie eingesetzt wurde. Doch die Leistungsfähigkeit von Waffe und Munition reicht heute nicht mehr aus, um moderne Panzer zu bekämpfen. Auf dem Prinzip der tragbaren Bazzoka-Rohrwaffe sind etliche Nachfolgesysteme in vielen Ländern entwickelt worden. Eine optische Zieleinrichtung ermöglicht dem Soldaten, sein anvisiertes Ziel leicht aufzufassen und auf eine Entfernung von rund 400 Metern noch zu bekämpfen. Diese Waffensysteme ermöglichen es nicht nur gepanzerte Fahrzeuge, sondern auch befestigte Unterstände und Maschinengewehrnester wirksam zu bekämpfen. Ebenso sind diese Waffen in der Lage eine gewisse Unterstützungskomponente bei Straßenkämpfen zu geben, bei denen eine unmittelbare Feuerunterstützung durch weitreichende artilleristische Waffen nicht möglich ist ohne eigene Truppen im Feuerkampf zu gefährden.

 

SMAW

 Die amerikanische Armee und das US-Marine Corps (USMC) verfügen in ihrer Ausrüstung über eine ganze Reihe von schultergestützten Waffensystemen. Anfang 1980 forderte die US-Armee und das USMC eine leichte schultergestützte Waffe, die in der primären Rolle sich zur Bekämpfung von Panzern und in der sekundären Verwendung gegen Bunker, Unterstände und leichte Fahrzeugen angewendet werden kann. Unter dem Projektnamen Shoulder-Launched Multipupose Assault Weapon MK 153 (SMAW) wurde dieses tragbare Waffensystem durch die amerikanische Armee entwickelt. Diese Entwicklung beruht auf der israelischen Werferentwicklung B-300, bei der wesentliche Teilkomponenten mit übernommen worden sind. Lediglich die unterschiedliche 83mm Patronen sind für die Waffe entwickelt worden. Es handelt sich um die Mehrzweckspatrone mit der Bezeichnung High Explosive Dual Prupose (HEDP), die hochwirksam gegen Bunker, befestigte Unterstände und leicht gepanzerte Fahrzeuge ist. Die andere Patronenausführung mit der Bezeichnung High Explosive Anti Armor (HEAA) ist panzerbrechend (Hohlladung) und ist in der Lage moderne Stahlpanzerkonstruktionen bei Kampfpanzern zu durchschlagen. Bei der SMAW-Konstruktion ist auf die Verwendung von leichten Materialien geachtet worden. So besteht das 1,37 Meter lange (eingefahren nur 0,7595 Meter) Rohr der Waffe aus Fieberglas. Die SMAW ist geladen 13,39 kg mit HEDP- und mit HEAA-Patrone 13,85 kg schwer. Die Kampfreichweite beträgt 250 Meter für kleine Ziele von 1 x 2 Metern Größe. Kampf- und Schützenpanzer können schon auf 500 Entfernung bekämpft werden. Die Montage einer AN/PVS-4 Nachtsichtoptik ist möglich. Das USMC hat 1.364 SMAW und die US-Armee hat 150 Werfer sowie 5.000 Patronen in den letzten Jahren gekauft. Zur Zeit wird über eine Kampfwertsteigerung der Patronen nachgedacht. Erfolgreich ist die Waffe in Desert Storm eingesetzt worden. Die SMAW ist noch nicht in den Export gegangen, da die ausländischen Märkte für diese Waffe zu klein sind. Der Stückpreis liegt bei 13.000 US-Dollar.

 

Bunker Defeat Munition

 Ebenfalls von der Schulter wird die XM141 Bunker Defeat Munition (BDM) abgefeuert. Dieses Waffensystem eignet zum Bekämpfen von Bunkern, Unterständen und leichten Fahrzeugen. Es wurde für den Bedarf des USMC und US-Army von Talley Defense Systems (TDS) (Mesa/Arizona) entwickelt. Beim USMC ist die Waffen mit der Bezeichnung Shoulder-launched Multiprupose Assault Weapon (SMAW) oder BDMSMAW-D 1998 eingeführt worden Diese amerikanische Version einer Bunkerfaust eignet sich auch zum Bekämpfen von MG-Nestern und zum Durchschiessen von Mauerwerk. Die Kampfreichweite liegt bei 15 bis 500 Metern. Die Patrone ist mit einem Raketentriebwerk ausgerüstet, welches über eine Brenndauer von drei Sekunden verfügt. Der Hohlladungsgefechtskopf soll bis zu einem Meter Beton durchschlagen können. Die nur einen Meter lange Waffe ist rund 8 kg schwer und nicht nachladbar. Ein Export der Waffe ist noch nicht vorgesehen. Auf der Eurosatory 2000 in Paris wird das System auf dem amerikanischen Gemeinschaftsstand dieses Jahr zu sehen sein.

 

M136 AT-4

Aus Schweden stammt die Anti-Tank-Waffe AT4, die bei der US-Army als M136 AT4 zur Ablösung der Light Anti-Tank Weapon (LAW) M72 Raketenwerfers eingeführt wurde. Das leichte schultergestützte Panzerabwehrwaffensystem überzeugt durch eine eigenwillige Konstruktion des raketengetriebenen 84mm Gefechtskopfes, der sich zum Bekämpfen von Bunkern, befestigten Stellungen und Panzerfahrzeugen gleichermassen eignet. Die M136AT4-Rohwaffe ist nur 1,2 Meter lang und ein Gesamtgewicht von 6,7 kg. Damit ist die AT4 vom Hersteller Celsius (vormals Bofors) sehr kompakt konstruiert und dadurch auch für Spezieleinheiten, die auf Ausrüstungausgewogenheit aus Gewichtsgründen achten müssen, wie Fallschirmjäger oder Ranger in besonderer Weise geeignet. Eine Zielhilfe ist an der Waffe angebaut, die dass ein Zielen auf fahrende und stehen Objekte erleichtern helfen soll. Eine Nachtsichtoptik kann bei Bedarf auf das Wegwerfrohr aufgesetzt werden. Die M136 AT4 ist mit großem Erfolg bei Desert Storm-Offensive gegen den Irak von amerikanischen Streitkräften eingesetzt worden.

Verschossen wird aus dem 84mm durchmessenden Rohr eine flugelstabilisiertes 46 cm langes und 1,8 kg schweres Hohlladungsgeschoss, welches in der Lage ist 400mm starken Panzerstahl zu durchschlagen. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Hohlladungsgefechtskopf zu schenken, der in vier Phasen detoniert. Beim Aufschlag verformt sich der Gefechtskopf und ein Aufschlagzünder aktiviert den Zünder der Hohlladung. Die dritte Phase ist davon geprägt, dass der sich entwickelnde Hohlladungsstachel eine hohe Leistung Zielbereich erbringt. In der vierten Phase dringen noch während der Explosion Fragmente des Geschosses und der Panzerung (Spall-Effekt) in den Kampfraum des getroffenen Fahrzeuges mit vernichtender Wirkung ein. Diese Sekundärwirkungen tragen maßgeblich zum hohen Zerstörungsgrad dieses kompakten 84mm großen Gefechtskopfes aus Schweden bei.

Das AT4-Geschoß fliegt mit einer Geschwindigkeit von 285 Metern in der Sekunde und ermöglicht so die Bekämpfung auch von schnell fahrenden Zielen im Gelände. Die maximale Reichweite ist mit 2.100 Metern vom Hersteller angegeben. Die geringste Reichweite liegt bei 30 Metern. Die effektivste Kampfentfernung ist von Herstellerseite mit 300 Metern benannt. Bei Temperaturen von – 40 bis + 60 Grad ist die AT4 uneingeschränkt für den Schützen nutzbar. Das Abschußrohr ist staub- und wasserdicht ausgelegt und schützt wirkungsvoll die Patrone. Nach dem Verschuß der AT4-Granate wird das Rohr durch ein neues ersetzt, da es ist nicht nachladbar ist.

Das System ist unter anderem in Schweden, Norwegen, Dänemark und den USA im Einsatz. Über 50.000 AT4 Waffensysteme sind bisher gebaut und verkauft worden. Celsius vermarktet die AT4 mit einem leistungsgesteigerten Gefechtskopf weltweit als eine leichte tragbare Anti-Panzer-Infanteriewaffe, die in den letzten Jahren in den Leistungsmerkmalen deutlich verbessert werden konnte.

 

MPIM und SRAW

 In den USA soll unter anderem die M136AT4 und andere schultergestütze Waffensysteme durch das nationale Beschaffungsprogramm Multipurpose Individual Munition/Short Range Assault Weapon (MPIM/SRAW) ersetzt werden, um die Typenvielfalt von panzerbrechenden Waffensystemen deutlich zu reduzieren und Kosten bei den Streitkräften zu senken. Bei dem MPIM/SRAW-Programm handelt es sich um einen 8 kg schweren schultergestützen Werfer für den Bedarf von USMC und US-Army mit einer Kampfreichweite von rund 600 Metern. Der Schütze soll mit dem von Lockheed Martin entwickelten Waffensystem, dass den Namen Predator (der Jäger) erhielt, sein Ziel auffassen und sofort bekämpfen können. Das Predatorgeschoß überfliegt den angegriffenen Panzerwagen und greift diesen an seiner schwächsten Stelle – von oben aus – an. Der Predator kann aus geschlossenen Räumen abgefeuert werden, da das Geschoß durch eine Niederdruckexplosion aus dem Rohr gedrückt wird. Diese ermöglicht den Einsatz auch aus geschlossenen Räumen in umkämpften Stadtgebieten. Der Flugkörper ist relativ kostengünstig konstruiert. Er enthält keinen teueren Steuermechanismus, sondern eine Trägheitslenkung. Gezündet wird der Prädator durch eine ausgeklügelte Kombination aus Magnet- und Lasersensoren. Der Schütze schaltet vor dem Abschuß und beim Zielen die Flugregeler ein. Die Zielmarke wird 2 Sekunden lang auf das fahrende oder stehende Ziel gerichtet, um dessen Winkelgeschwindigkeit in die Trägheitsplattform abzuspeichern. Nach dem Vorgang kann der Schütze den Flugkörper abfeuern. Im Flug wird der Predator durch vier tangential angeordnete Steuerelemente gelenkt, die sich in Höhe der Schubdüse befinden. Ist der Predator über dem Ziel angekommen, zündet dieser eine projektilbildende und panzerbrechende Ladung. Diese kann reaktive Dachpanzerungen leicht durchschlagen und verfügt über genügend Zerstörungsenergie, um die Hauptpanzerung zu neutralisieren.

Das Tageszielgerät ist an dem Werfer fest montiert. Eingeführte Nachtzielgeräte des USMC wie das AN/PVS-4 oder AN/PAS-13 können montiert werden. Testreihen ergaben, dass die Ersttrefferwahrscheinlichkeit bei über 87 Prozent liegt. Der preisgünstige Panzerknacker Prädator hat auf dem Weltmarkt gute Verkaufsmöglichkeiten. Geringer Systempreis, leichte Bedienung und hohe Gefechtskopfleistungen zeichnen dieses Infanteriewaffensystem aus. Auf der Eurosatory wird der Predator in der Serienkonfiguration beim Hersteller Lockheed Martin zu sehen sein. Die USA möchten in den nächsten Jahren rund 25.000 Preator-Waffensysteme von Lockheed Martin für den Eigenbedarf kaufen. Eine internationale Vermarktung des Waffensystem soll erst in den nächsten Jahren anlaufen. Als zukünftige Märkte sind Osteuropa und Asien vom Hersteller ausgesucht worden.

 

Panzerfaust 3-Familie

Da Infanterieverbände auch im Kampf gegen durchgebrochene, gepanzerte Verbände zum Einsatz kommen sollen, wurde für den Einsatz gegen Panzer bis 400 m die leichte und die schwere Panzerfaust in der Bundeswehr eingeführt. Die Durchschlagsleistung der Hohlladungsgefechtsköpfe beider Panzerfäuste reichte aber nicht mehr aus, um bei einem Volltreffer den Panzer sofort und nachhaltig außer Gefecht zu setzen. Aus diesem Grunde wurde an den staatlichen Beschaffer die Forderung nach einem schultergestützten, leistungsfähigen und kostengünstigen Panzerabwehrsystem gestellt. Das gewünschte System sollte zur erfolgreichen Panzerbekämpfung, sowie zur Bekämpfung sekundärer, gehärteter Ziele wie Bunker, Unterstände und Häuser geeignet sein. Das Troisdorfer Unternehmen Dynamit Nobel entwickelte und fertigte im Auftrag der Bundeswehr die Panzerabwehrhandwaffe der dritten Generation: die Panzerfaust 3 (Pzf 3).

Um der Pzf 3 eine außerordentliche Durchschlagsleistung zu verleihen, entschieden sich die Entwickler von Dynamit Nobel für einen Hohlladungsgefechtskopf mit Aufschlagzünder und einem Durchmesser von 110 Millimetern. Der Standardgefechtskopf mit Monohohlladung durchschlägt Panzerungen moderner Kampfpanzer mit einer Stärke von mehr als 700 Millimetern. Die Durchschlagswirkung der Pzf 3 kann mittels eines per Hand herausziehbaren Abstandsrohres (Spike) an das jeweilige Ziel angepaßt werden. Bei gepanzerten Zielen sorgt der herausgezogene Spike für die Einhaltung des notwendigen Stand-Off´s. Mit eingeschobenem Spike kann die Pzf 3 Stellungen in Häusern mit Beton- oder Ziegelmauern erfolgreich bekämpfen. Ziegelmauern mit einer Stärke von 0,5 Metern und Eisenbetonwände bis zu einer Dicke von 1,6 Metern werden vom Gefechtskopf problemlos durchschlagen. Neben dem Hohlladungsgefechtskopf wird auch eine bunkerbrechende Gefechtskopfvariante (Bunkerfaust) eingesetzt.

Die Panzerfaust 3 eignet sich zur Bekämpfung von stehenden Zielen mit einer Entfernung bis zu 400 Metern. Fahrende Panzerfahrzeuge können bis zu einer Entfernung von 300 Metern effektiv bekämpft werden. Mit der kurzen Mindestschussentfernung von unter 20 Metern eignet sich die Pzf 3 hervorragend für den Orts- und Häuserkampf. Die Mündungsgeschwindigkeit der Pzf 3 beträgt ca. 160 m/sec und wird durch das Marschtriebwerk des Flugkörpers auf eine Geschwindigkeit von ca. 250 m/sec beschleunigt. Für eine Entfernung von 300 Metern benötigt der Flugkörper nur 1,3 Sekunden. Eine schnelle Reaktionsfähigkeit ist somit gegen fahrende und stehende Ziele garantiert. Die Panzerfaust 3 ist durch den zeitgleichen Ausstoß einer Gegenmasse rückstoßfrei (Davis-Kanonen-Prinzip). Dynamit Nobel gewährleistet die Funktion in einem Temperaturbereich von –35° bis +63°C. Der kleinste Ansprechwinkel der Pzf 3 bei einer Zielbekämpfung beträgt 10° (80° NATO). Darüber hinaus verfügt der Gefechtskopf aufgrund des Designs der Pzf 3 über ein enormes Wachstumspotential (modularer Aufbau mit außenliegendem Gefechtskopf), was sich in den unterschiedlichen Versionen des Waffensystems niederschlägt. Um die Waffe leicht transportieren zu können, mußte ihr Gewicht so gering wie möglich ausfallen. Die schußbereite Pzf 3 wiegt ca. 12,9 kg, wovon 3,9 kg auf den Flugkörper (mit Gefechtskopf) entfallen. Mit einer Länge von 1,2 m  ist die Pzf 3 ein recht kompaktes System. Das wiederverwendbare Abschußgerät mit der optischen Visiereinrichtung wiegt ca. 2,3 kg. Über das in Schußrichtung links an der Waffe angebrachte Zielfernrohr kann der Schütze sein zu bekämpfendes Ziel anvisieren. Nach dem Abfeuern des Flugkörpers wird lediglich das Abschußrohr weggeworfen, da es nicht wiederverwendbar ist. Das Abschußgerät mit der optischen Visiereinrichtung lässt sich mit einem Handgriff an eine neue Patrone anbringen. Für den Nachteinsatz kann eine Nachtsichtbrille verwendet werden. Ein Tragegurt ermöglicht dem Soldaten den leichten Transport des Systems. Die Panzerfaust 3 kann ebenfalls als autonomes Panzerabwehrsystem eingesetzt werden. Ein standfestes Stativ und eine fernauslösende, autonome Sensorik ermöglichen dieses erweiterte Einsatzspektrum. Die Pzf 3 verfügt somit über ein großes Leistungspotential und kann – als besonderes Merkmal – aus geschlossenen Räumen verschossen werden.

 

Panzerfaust 3 - T

 Um der rasanten Entwicklung von verbesserten Schutzpanzerungen Rechnung zu tragen und die Pzf 3 an die geänderte Bedrohung anzupassen wurde von Dynamit Nobel ein Tandemhohlladungsgefechtskopf entwickelt. Diese Version wurde von Dynamit Nobel Panzerfaust 3 - T (Pzf 3 - T) getauft. Die Pzf 3 – T vereinigt sämtliche Eigenschaften der Pzf 3 in sich. Der Tandemgefechtskopf überwindet problemlos reaktive Schutzsysteme an modernen Kampfpanzern und durchschlägt anschließend noch Panzerungen mit einer Stärke von mehr als 700 Millimetern. Aus Sicherheitsgründen wurde ein Konzept mit sogenannter nicht-detonativer Umsetzung (NDU) entwickelt. Die Vorhohlladung des Tandemgefechtskopfes durchstanzt die reaktive Schutzpanzerung beim Auftreffen. Durch diese konstruktionsbedingte Eigenschaft wird der reaktive Zusatzschutz nicht zur Detonation gebracht. Eine Gefährdung des Schützen durch wegfliegende Teile ist damit ausgeschlossen. Der Zünder der Hauptladung wird ebenfalls durch den Auftreffschock ausgelöst. Dadurch detonieren sowohl die Vor- als auch die Haupthohlladung im optimalen Abstand zur Panzerung des Fahrzeuges. Die Panzerfaust 3 – T wird seit 1998 an die Bundeswehr ausgeliefert. In der Entwicklung befindet sich auch die Bunkerfaust, die von der Bundeswehr zum bekämpfen von betonierten Unterständen benutzt werden soll. Der Gefechtskopf ist in der Lage noch Stahlbetonkonstruktionen von 2,5 Metern Dicke wirksam zu bekämpfen. Die Panzerfaustfamilie wir auf der Eurosatory 2000 zu sehen sein. Die Panzerfaust 3 befindet sich derzeit in Japan, der Schweiz, Italien und in Südkorea im Einsatz. Weitere europäische Interessenten haben sich bereits beim Hersteller gemeldet. Auch bei der englischen Ausschreibung, um den Ersatz der Panzerabwehrhandwaffe LAW 80, bietet Dynamit Nobel die Panzerfaust 3 an. Die Gefechtsköpfe der Panzerfaust 3-Familie sind austauschbar. Angeboten werden unter anderem einfache Hohlladungsgefechtsköpfe, Tandem-Hohlladungen, Rauchgranaten, Leuchtgranaten und bunkerbrechende Gefechtsköpfe. Von der Panzerfaust 3 sind über 500.000 Exemplare gebaut und verkauft worden.

 

RGW 60

 Derzeit befindet sich noch die leichte schultergestütze RGW 60 (Recoilless Grenade Weapon) in der Entwicklung bei Dynamit Nobel. Die kompakte Waffe verfügt über eine 2,5 fach vergrössernde Zieloptik und hat einen Kaliber von 60mm. Die 5,30 kg schwere RGW hat eine Gesamtlänge von nur 850mm. Der 60mm Gefechtskopf der einschüssigen Waffe wiegt nur 1,20 kg und ist in verschiedenen Ausführungen lieferbar. Die Waffe ist für den Stadtkampf ausgelegt und soll unter anderem den Bedarf nach leichten und effektiven panzerbrechenden Handwaffen auf dem Weltmarkt abdecken. Insgesamt stehen vier verschiedene Gefechtskopfversionen in der Entwicklung des deutschen Unternehmens. Der High Explosive Squash Head (HESH) ist zum durchbrechen von Mauerwänden mit massiver Struktur bis zu einer Stärke von 240mm konstruiert worden. Panzerstahl bis zu einer Dicke von 20mm können mit dem HESH ebenfalls durchschlagen werden. Der Hight Explosive Armor-Piercing Warhead (HEAP) durchdringt mehr als 350mm Panzerstahl und eignet sich zum Bekämpfen von leichten gepanzerten Fahrzeugen und Schützenpanzern. Die Hemispherical shaped charge anti-armour warhead (HEMI)-Gefechtskopflösung ermöglicht das Bekämpfen von gepanzerten Zielen und das Durchdringen von Panzerungen von mehr als 100mm homogenen Panzerstahl mit einer hohen Spall-Wirkung hinter der durchschossenen Panzerung. Ferner lassen sich mit dieser Gefechtskopfversion der einschüssigen Waffe Mauern von mehr als 350mm Dicke durchschiessen. Die Waffe ist wartungsfrei und kann auf einer Kampfentfernung von 200 Metern eingesetzt werden. Die Flugzeit des Geschosses beträgt auf 100 Metern 0,35 und auf 200 Metern 0,71 Sekunden. Auf der Eurosatory in Paris wird die RGW erstmalig einem breiten Publikum vorgestellt. Der internationale Markt für die RGW liegt nach Expertenangaben derzeit bei 25.000 Exemplaren. Die Krisenspezialkräfte (KSK) der Bundeswehr möchten die RGW in Kürze beschaffen.

 

JAVELIN

Die amerikanische Javelin ist die erste tragbare und in Serie produzierte Panzerabwehrlenkwaffe, die über Fire and Forget-Fähigkeiten verfügt und damit dem Schützen eine sehr gute Bekämpfungsmöglichkeit gegen fahrende und stehende gepanzerte Ziele ermöglicht. Die Javelin ist als Nachfolgelösung des Anti-Panzer-Waffensystems Dragon konfiguriert und entwickelt worden. Bereits 1989 lief die Entwicklung der Waffe beim Hersteller Lockheed Martin an. Gefordert wurde durch die US-Army ein Waffensystem, welches auf einer Kampfentfernung von 75 bis 2.000 Metern einen Kampfpanzer, ausgerüstet mit modernster aktiver und reaktiver Zusatzpanzerungstechnologie, außer Gefecht setzten konnte. Die Entwicklung sah zwei wesentliche Forderungen vor. Zum einen sollte das Ziel nur erfaßt und dann sofort bekämpft werden können, ohne dass der Schütze die Waffe dabei noch von Hand lenken sollte. Die zweite Forderung sah die Verwendung einer Vor- und Haupthohlladung vor, die in der Lage ist, über 600mm Panzerstahl zu durchschlagen sowie die Einrüstung eines bildverarbeitenden Suchkopfes. Das 22,3 kg schwere und 1,76 Meter lange Javelin-System ist auf einfache Handhabung konstruiert worden. Der Schütze kann in der Hocke oder liegend die Waffe auf das Ziel richten und abfeuern. Die beiden Zielgriffe der Javelin sind so angeordnet, dass sich beide Ellenbogen des Schützen am Oberkörper abstützen können. Sieht der Soldat sein Ziel, betätigt dieser nur einen Hebel an der rechten Seite des Haltegriffs und aktiviert somit die Lenkwaffe. In der Zieloptik erscheint nach Betätigung des Hebels ein Leuchtrahmen, der nur auf dass Zielopjekt gelegt werden muß. Hier durch erhält das elektronische Zielsuchsystem die Information, dass nur die im Sucher erscheinenden Bildpunkte entscheidend für die Zielaufschaltung sind. Nach Herstellerangaben dauert dieser Vorgang nur zwei Sekunden. Danach kann der Auslöser der Waffe gedrückt werden. Der Flugkörper wird mit einer raucharmen Ausstossladung in einem Winkel von 15 Grad aus dem Startrohr ausgestoßen und geht wenig später in eine steile Flugbahn nach oben. Dabei beschleunigt der Javelin sehr schnell auf die erforderliche Fluggeschwindigkeit und steigt auf eine Flughöhe von 150 Metern. Der Bildsuchkopf behält während der Startphase die perspektivische Verzerrung im ”Gedächtnis” und stösst von oben herab (Top-Attack-Verfahren) auf sein Ziel. Dort befindet sich nach Ansicht der US-Entwickler immer noch die schwächste Stelle eines Panzerfahrzeuges - die Dachpanzerung. Trotz der Verwendung von adaptiven (aufgesetzten) Schutztechnologien ist dies der Wunde Punkt bei allen Panzerfahrzeugen auf der Welt. Der 8,3 kg schwere Hohlladungsgefechtskopf der Javelin ermöglicht die Zerstörung aller bekannten Dach- und Hauptpanzerungen.

Die Javelin verfügt anstelle eines technisch aufwendigen und oft schweren Lenkenrichtung, nur über einen bildverarbeitenden Suchkopf mit hoher Leistung. Zur Bekämpfung von stehenden Zielen wie Bunkern oder Unterständen kann der Flugkörper über eine Wahltaste auf einen Forntalangriff umgestellt werden. Dieses Zielspektrum stellt für die schultergestütze Waffe auch kein Problem da. Die beiden Hohlladungen sind gut in der Javelin positioniert. Die Vorhohlladung ist direkt hinter dem Suchkopf positioniert, während die Haupthohlladung in der Mitte der Javelin angeordnet ist. Diese Anordnung garantiert eine optimale Entwicklung des Hohlladungsstarchels bei der Detonation der Gefechtsladung.

Ein raucharmes Triebwerk trägt nicht unmassgeblich zum Schutze des Schützen während des Kampfes bei. Die Feuerbereitschaft kann in 20 Sekunden hergestellt werden. Ein Nachladen der Javelin erfordert nur 30 Sekunden. Das niederländische Heer hat bei Lockheed Martin bereits 240 Systeme und das spanische Heer bereits 12 Systeme bestellt. Dafür wird der drahtgesteuerte deutsch-französische MILAN 2 Panzerabwehrlenkflugkörper in beiden Streitkräften reduziert werden. Für die europäische Verteidigungsindustrie dürfte die Javelin ein ernst zu nehmendes Produkt aus den USA sein.

 

Drahtgesteuerte Lenkflugkörper

 Die Mehrzahl der im Dienst stehenden panzerbrechenden Panzerabwehrlenkflugkörpern ist drahtgesteuert. Über den Lenkdraht, der nach dem Abschuss sich automatisch vom Lenkflugkörper oder am Abschussgestell verbleibenden Einheit abwickelt, werden Steuerimpulse des Schützen weitergegeben, so dass der Lenkflugkörper auf das Ziel gelenkt werden kann. Ferner ist dieses Steuerungsverfahren, auf einem von elektronischen Störeinflüssen beherrschten Gefechtsfeld, sicherer als eine Funksteuerung der Waffe, die leichter gestört werden könnte. Bei nahezu allen westlichen und östlichen Panzerabwehrlenkwaffen hat sich diese technische Lösung gegenüber anderen Möglichkeiten der Lenkung bei mittleren Systemen durchgesetzt. Bis heute werden Lenkflugkörper mit einer Kampfreichweite von bis zu 4.000 Metern drahtgelenkt. Erst Mitte der achtziger Jahre kamen lasergesteuerte Lenkflugkörper auf, bei deren Verwendung der Schütze nur sein Ziel anpeilen muss (Beleuchten), um dieses dann auch zu treffen. Diese Systeme könnten in der Zukunft die klassischen drahtgesteuerten und panzerbrechenden Lenkflugkörper ablösen. Die Amerikaner entwickelten in den achtziger Jahren die lasergesteuerte Air Ground Missile AGM-114 Hellfire, die auf dem Panzerabwehrhubschrauber Apache Verwendung findet und schon erfolgreich gegen Panzer eingesetzt worden ist. Eine weitere Alternative stellt der Einsatz eines bildverarbeitenden Gefechtskopfes für Panzerabwehrlenkwaffen da, welcher im infrarotbereich Ziele erkennt und als Fire and Forget-Waffe genutzt werden kann. Doch die Entwicklung solcher technischen Voraussetzungen ist sehr teuer und gilt als sehr aufwendig. In Europa sind nur die TRIGAT-Long- und die TRIGAT-Medium-Range Lenkflugkörperentwicklungen, die kurz vor der Serienfertigung stehen und eine infrarotbildverarbeitende bezeihungsweise eine Lasersteuerungstechnologie verwenden. Ziel dieser neuen Entwicklungen ist es, die Zielgenauigkeit für den Schützen zu verbessern und Trägersysteme wie Hubschrauber oder Panzerfahrzeuge nur kurz oder gar nicht einer gegnerischen Aufklärungsmöglichkeit auszusetzen.

 

Eryx

Die Franzosen entwickelten mit den Kanadiern gemeinsam die schultergestützten Eryx. Gefordert wurde von der französischen Armee eine leicht zu bedienende, drahtgelenkte Panzerabwehrwaffe für eine Kampfentfernung von rund 600 Metern. Die Waffe sollte auch aus geschlossenen Räumen abgefeuert werden können und schnell nachladbar sein. Gefordert wurde auch ein leistungsstarker Gefechtskopf mit Vor- und Haupthohlladung. Hauptnutzer der Eryx sollten Fallschirmtruppen, Spezialeinheiten und leichte Infanterieverbände sein. Zum Zeitpunkt des Beginns der Entwicklung war noch nicht klar, das sich dieses Waffensystem zu einem echten Exportschlager entwickeln und eine Reihe von anderen Panzerabwehrwaffen vom Weltmarkt verdrängen würde. 

Die Eryx ist als drahtgelenkte Alternative zu ungelenkten Raketengeschossen aus Panzerfäusten entwickelt worden. Vom Beginn der Entwicklung ist auf die Einrüstung von hochkomplexen Kreiselstabilisierungsanlagen verzichtet worden. 
Auch die Verwendung von vielen bereits in Serien gebauten Teilkomponenten führte zu einem geringen Waffensystempreis, der der Eryx auf dem Weltmarkt viele Exportmöglichkeiten bescherte.

Die Eryx besteht aus dem optischen Visiereinrichtung, einem Dreibeingestell und der Lenkwaffe. Der optische gelenkte Flugkörper ist drahtgesteuert und verfügt über einen einzelnen CCD-Matrix-Sensor. Über eine Zieloptik kann eine fahrendes oder stehendes Ziel in einer Entfernung von 600 erfaßt werden. Die optische Zieleinrichtung/Ortungsanlage engt den Erfassungsbereich nach dem Start des Eryx ein und verarbeitet das aufgenommene Bild, um Störsignale auf dem Gefechtsfeld für den Schützen auszuschalten. Der Schütze kann ein Feld von 8 x 6 Grad mit der Optik einsehen. Bei Nacht kann das französische Nachtsichtgerät Mirabel aufgesteckt werden. Das 5 kg schwere Dreibein ermöglicht das bessere Zielen beim Einsatz gegen fahrende und stehende Ziele, die weiter als 300 Meter entfernt sind. Beachtenswert sind die Leistungsparameter des 12,5 kg schweren Lenkflugkörpers aus französisch-kanadischer Koproduktion. Der Eryx ist hat eine Länge von 925mm und ein Kaliber von 137,5mm. Der Durchmesser der Haupthohlladung ist etwas kleiner und misst nur 136mm. Um mit der Eryx auch moderne Kampfpanzer bekämpfen zu können ist auf eine Vor- und Haupthohlladung, die von der französischen SNPE in Le Plessis entwickelt wurde, zurückgegriffen worden. Diese ist in der Lage noch 900mm homogenen Panzerstahl wirksam zu durchschlagen. Auch das Bekämpfen von schweren verbunkerten Zielen ist mit Eryx möglich. Selbst Betonwände mit 2,5 Meter Dicke stellen für den Eryx kein Problem da.

Beim Abschuss wird die Eryx mit einer kleinen raucharmen Ausstossladung mit 18 Metern in der Sekunde aus dem Rohr geschossen. Der Einsatz aus geschlossenen Räumen ist durch diese Technologie möglich. Eine Sichtung des Schützen ist so sichtlich für den Gegner erschwert worden. Dies gilt auch wenn in etwa Zeit und Ort des Abschusses bekannt sind. Nach dem der Eryx einen gewissen Abstand vom Schützen erreicht hat zündet das erst Marschtriebwerk, welches über vier Schubdüsen verfügt. Dieses beschleunigt den Eryx auf maximal 245 Meter in der Sekunde. Nach nur 4,3 Sekunden Flugzeit hat Eryx 600 Meter zurückgelegt und sein Ziel getroffen. Gesteuert wird der Lenkflugkörper mit einem kleinen Steuerungshebel. Die Lenkkommandos des Schützen werden über einen Glasfaserdraht an der Lenkflugkörper weitergeleitet. Nur die Gewichtsverlagerung, wenn die Eryx das Rohr verlassen hat ist gewöhnungsbedürftig, da sich die Gewichtsverlagerung deutlich für den stehenden oder sitzenden Schützen verändert. Aus diesem Grunde ist ein Simulator entwickelt worden mit, dem die richtige Verhaltensweise geübt werden kann. Amtliche Testreihen haben bestätigt, dass eine Erstschusstrefferrate von 95 Prozent durch Eryx erreicht werden kann. Die niedrigste Kampfentfernung ist mit 50 Metern vom Hersteller angegeben.

1991 begann die Serienproduktion für Frankreich. Bisher sind über 48.000 Eryx und 3.200 Abfeuerungseinrichtungen bestellt worden. Bisher sind 25.000 Eryx und 1.600 Abfeuerungsgestelle an den Bedarfsträger ausgeliefert. Nutzer von Eryx sind neben Frankreich, Norwegen, Kanada, Brasilien und Maylasia. Kanada hat bisher 453 Abschussgestelle und 4.700 Eryx gekauft. Frankreich verfügt derzeit über 400 Gestelle und 7.200 Eryx-Lenkflugkörper. Über eine Golfstaaten-Kooperation, bestehend aus Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten werden ebenfalls Eryx beschafft. Die Türkei möchte in Lizenz über den Zeitraum von 10 Jahren rund 1.000 Eryx pro Jahr für den Eigenbedarf herstellen. Die Eryx steht in direkter Konkurrenz zur Panzerfaust 3, Javelin und Prädator. Ist aber auch drei Mal so teuer wie diese Systeme. Eryx soll auch verstärkt in den drei neuen Nato-Staaten nach Aussage des Herstellers Aerospatiale angeboten werden. Dort wird mit einem Absatzmarkt von rund 20.000 Stück gerechnet. Das System findet bei Truppen in Bosnien und bei der KFOR Verwendung.

 

MILAN-Familie

Zu den erfolgreichsten Entwicklungen einer Panzerabwehrlenkflugkörperfamilie gehört das deutsch-französische Waffensystem Milan (Missile d`Infanterie Leger Antichar) zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen in einer maximalen Entfernung von 2.000 Metern, welches von dem Hersteller Euromissile in Paris 1972 entwickelt wurde. Die Milan-Familie ist stetig weiter entwickelt und den jeweiligen Bedrungsspektren angepasst worden. Insgesamt sind über 330.000 Milan Lenkflugkörper gebaut worden. Die Milan ist von 41 Länder als Panzerabwehrwaffe in insgesamt vier verschiedenen Versionen gekauft worden.  Die technischen Unterschiede von der Grundversion bis zu letzten Baureihe, der Milan 3 sind beachtlich. Dies gilt auch für die Leistungsparameter der drahtgesteuerten Lenkwaffe.

Eingesetzt ist das Waffensytem erstmalig in Afrika von der französischen Fremdenlegion. Auch im Konflikt um die Falklandinseln ist die Milan mit großem Erfolg nicht nur gegen Panzerfahrzeuge, sondern auch gegen Bunker, Artilleriestellungen und Unterstände von britischen Streitkräften eingesetzt worden. Einheiten des Oman, englische und französische Infanterieverbände setzen auch Milan-Lenkflugkörper im großen Stil im letzten Golfkonflikt gegen ein breites Zielspektrum mit Erfolg ein. In über 95 Prozent der Fälle reichte ein Treffer auf das Ziel aus, um es erfolgreich zu bekämpfen. Auch bei der KFOR-Mission und in Bosnien ist die Milan in unterschiedlichen Ausführungen im Einsatz.

Gebaut wurden von der Milan insgesamt vier unterschiedliche Versionen. Die Grundversion, die Milan 2 mit vergrössertem 115 mm Gefechtskopf, die Milan 2T mit Tandem-Hohlladungsgefechtskopf und die Milan 3 mit Tandem-Gefechtskopf und einer verbesserten Steuerung sowie einer Härtung gegen elektronische Störungen auf dem Gefechtsfeld. Insbesondere die Leistungen der letzten zwei Milan-Baureihen (Milan 2 und 2T) ermöglichen die Bekämpfung von Kampfpanzern mit reaktiven Zusatzpanzerungstechnologien. Die anderen Varianten eignen sich zur Bekämpfung von einfachen und Composit-Panzerungstechnologien bei Kampffahrzeugen.

Die jeweiligen Gefechtsköpfe stammen vom französischen Unternehmen SNPE (Societe Nationale des Poudres et Explosifs of France). Nach Herstellerangaben ermöglicht die Gefechtsleistung das Durchschlagen von homogenen und gewalzten Panzerstahl in einer Dicke von 850 etwas über 1.000 mm. Letztere Angabe trifft für die Milan 3 zu.

Transportiert wird der knapp 12 kg schwere Milan-Flugkörper in einem wasser- und staubdichten sowie tragbaren Rohr mit schnell Ladevorrichtung. Beim Zünden des Flugkörpers wird dieser mit Hilfe einer Ausstossladung, die über eine Brenndauer von 1,5 Sekunden verfügt, aus dem Rohr verbracht. Nach rund drei Metern Flugstrecke zündet das Marschtriebwerk und gibt dem 1.200 mm langen und 6,5 kg (Milan 2T und 3 7,1kg) schweren Lenkflugkörper über den Zeitraum von 11,5 Sekunden Schub. Dabei wird eine Geschwindigkeit von 200 Metern in der Sekunde erreicht. Nach 12,5 Sekunden hat die Milan 2.000 Meter zurückgelegt. Die Ersttrefferwahrscheinlichkeit ist mit 94 Prozent für alle Baureihen der Milan vom Hersteller angegeben.

Das Milan-Abschussgestell ist auf einem Dreibein montiert. Das Gesamtsystem bestehend aus der Waffe, Zieloptik und Abschussgestell wiegt rund 17,9 kg. Es kann zerlegt von zwei Soldaten leicht transportiert werden.

Die Lenkkommandos erfolgen über einen Steuerungsmechanismus vom Schützen. Der Soldat visiert sein Ziel über eine siebenfach vergrössernde Zieloptik an. Auf 4.000 Metern kann bereits der Schütze sein Ziel ausmachen. Die maximale Identifizierungsreichweite ist aber auf rund 2.000 Metern beschränkt. Über das Nachtsichtgerät Mira von Siemens ist die Milan nachtkampffähig. Alternativ hierzu wird für die Milan 3 das 7 kg schwere Nachtsichtgerät Mils des französischen Hersteller Sagem angeboten. Das auf infrarortbasis arbeitende Gerät kann durch einen verkleinerten Stirlingkühler gekühlt und 5 Stunden lang Temperaturunterschiede von 0,1 Grad erfassen. Es ermöglicht auch eine Vergrößerung der Erfassungsreichweite auf 7 Kilometer. Bereits auf 2,5 Kilometer kann der Schütze sein Ziel identifizieren.

Die Milan 3 verfügt im Gegensatz zu den anderen Milan-Typen über einen Xenon-Blitzlampe, die am Heck montiert ist. Die vom Heck ausgesendeten Signale werden von einem Prozessor analysiert. Zeitgleich werden die beiden CCD-Matrix-Sensoren so synchronisiert, dass Störsignale nicht aufkommen können.

Alle drei Milan-Bautypen können auf gepanzerten und ungepanzerten Fahrzeugen als Lenkwaffensystem integriert werden. So verfügt der deutsche Schützenpanzer Marder 1 A3 an seinem Turm über eine Milanwaffenstation. Der Lenkflugkörper soll die 20mm Bewaffnung ergänzen, falls diese nicht in der Lage sein sollte ein grösseres Ziel, wie einen Kampfpanzer wirksam bekämpfen zu können. Der Marder 1A3 verfügt heute über die Milan 2T als Standardwaffe. Dies könnte in den nächsten Jahren durch die neu entwickelte MERLIN (Trigat MR Medium Range) abgelöst werden.

Die Milan-Baureihe hat in Europa nur noch wenig Möglichkeiten verkauft zu werden. Nur die neuen Nato-Staaten kämen für die Beschaffung neuer Milan-Systeme in Frage. In Übersee stehen die Möglichkeiten für einen Verkauf besser. Brasilien hat sich vor Kurzem für den Kauf von Milan-Waffensystemen entschlossen. Auch Indonesien interessiert sich für das europäischen Lenkwaffensystem aus deutsch-französischer Fertigung und beabsichtigt in den nächsten Jahren dieses in grösseren Stückzahlen zu beschaffen.

 

HOT-Familie

Eine andere Panzerabwehrwaffenfamilie Namens HOT stammt auch aus dem Hause Euromissile. Dieses schwere und drahtgesteuerte Waffensystem ist für den Einsatz auf Hubschraubern und gepanzerten Kettenfahrzeugen vorgesehen worden, die für Panzerabwehr konfiguriert worden sind. Bereits Anfang der siebziger Jahre wurde dieses deutsch-französische Waffensystem projektiert. Gefordert wurde von den Bedarfsträgern in Deutschland und Frankreich ein optisch lenkbarer und drahtgesteuerter Lenkflugkörper mit einer Kampfreichweite von 4.000 Metern, der über einen 3 kg schweren Gefechtskopf verfügen sollte. Dieser Gefechtskopf mit Monohohlladung sollte damals in der Lage sein, die Frontalpanzerung der russischen T-72-Panzerfamile zu durchschlagen. Die hohe Kampfreichweite der HOT sollte dazu beitragen, dass der Schütze sich außerhalb des Wirkungsbereiches von Panzerwaffen sich befand und so aus einer gedeckten Position über eine bestimmte Zeitspanne eine wirkungsvolle Panzerabwehr durchführen zu können. Eine hohe Schußfolge und eine große Fluggeschwindigkeit von 900 km/h des schwer störbaren HOT-Waffensystem, sollte diese taktische Forderungen ermöglichen helfen. Wie alle anderen drahtgelenkten Panzerabwehrlenkflugkörper ist auch die HOT mit einem simi-automatic command-to-line-of-sight (Saclos)-Steuerung ausgestattet. Einsetzbar ist der Panzerabwehrlenkflugkörper HOT gegen Panzerfahrzeuge, Bunker, Artilleriestellungen, Gefechtsstände und Maschinengewehrnester sowie gegen kleinere Gebäude oder gehärtete Unterstände. Verschossen werden können mit der Abschußanlage die HOT 2 und die weiterentwickelte HOT 3. Die Kampfreichweite beider Waffentypen liegt zwischen 75 bis 4.000 Metern. Die Abschußgeschwindigkeit liegt bei 240 Metern in der Sekunde und wird während der Fluges  konstant durch den Flugkörper gehalten. Für eine Flugstrecke von 4.000 Metern benötigt die HOT nur 17,3 Sekunden Flugzeit. Der 150 mm durchmessende HOT-Hohlladungsgefechtskopf durchschlägt noch gehärteten Panzerstahl in einer Dicke von 1.300 mm. Aufgrund dieser Leistungsparameter kann jeder bekannte Kampfpanzer bei einem HOT-Treffer sofort außer Gefecht gesetzt werden. Die 24,5 kg HOT 3-Lenkflugkörper verfügt über einen Tandemhohladungsgefechtskopf, der in der Lage ist reaktive Zusatzpanzerungen wirkungsvoll zu durchschlagen. Über einen in dem Gefechtskopf eingebauten Sensor in der HOT 3 wird in der Endanflugphase auf das Ziel der optimale Abstand zur Zündung der Vorhohlladung elektronisch ermittelt. Die Vorhohlladung wird in einem definierten Abstand zum Zielpunkt abgesprengt und bringt bei Auftreffen die reaktive Panzerung an dem anvisierten Fahrzeug zur vorzeitigen Detonation. Kurz darauf kann die Haupthohlladung der drahtgelenkten HOT 3 im optimalen Abstand zur Panzerung detonieren und diese durch eine wirkungsvollere Entwicklung eines Hohlladungsstarchels schnell durchdringen. Gegen verschiedene Störeinflüsse ist die HOT-Familie geschützt und verfügt deshalb über eine hohe Durchsetzungsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld. Das deutsch-französische Waffensystem ist allwettertauglich und wird über eine im Infrarotbereich arbeitende Optik durch den Schützen ins Ziel gesteuert. Die Ersttrefferwahrscheinlickeit liegt bei rund 92,9 Prozent. HOT 3 findet auch auf dem Kampfhubschrauber Tiger und Gazelle Verwendung. Eine Adaption an andere Kampfhubschrauber ist technisch leicht möglich. Diese streben derzeit die polnischen Streitkräfte an. Diese beabsichtigen die HOT auf dem Hubschrauber HUZAR von Sokol zu adaptieren.  Die Kampfreichweite der auf Hubschraubern verwendeten HOT 3 liegt bei 4.300 Metern.

Die polnischen Heeresflieger und die Armee des neuen NATO-Partnerlandes wollen dieses Waffensystem aus deutsch-französischer Fertigung für den polnischer Anteil des Ostsee Korps beschaffen und in Lizenz fertigen. Auch das Prager Verteidigungsministerium und die ungarische Armee interessieren sich zur Zeit für das Waffensystem. Doch ist dort in den nächsten Jahren aufgrund der knappen Haushaltssituation nicht mit einer Beschaffung zurechnen.

Die in 18 Ländern eingeführte HOT-Familie ist der stärkste Konkurrent der amerikanischer Panzerabwehrwaffe TOW auf dem internationalen Markt. Die HOT ist mit grossem Erfolg in der Operation Desert Storm von französischen Streitkräften gegen Bunker, Panzerfahrzeuge und Gebäude eingesetzt worden. Es sind von der HOT bisher über 80.000 Stück gebaut worden.

 

TOW

Der mit Abstand schärfste Konkurrent auf dem Weltmarkt gegenüber der HOT-Waffensystemfamilie ist die TOW (Tube Launched, Optically Trackes, Wire Guided)-Panzerabwehrwaffe des amerikanischen Herstellers Raytheon (vormals Hughes- Aircraft Company). Die Entwicklung der TOW-Generation geht auf die späten sechziger Jahre zurück, als die amerikanischen Streitkräfte ein drahtgesteuertes und optisch gelenktes Panzerabwehrsystem mit einer Kampfreichweite von rund 3.000 Metern benötigten. In der primären Rollen sollte die allwetterfähige TOW gegen Kampfpanzer und in der sekundären Rolle als Waffe gegen nicht gepanzerte Ziele wie Gebäude oder Feldartilleriestellungen eingesetzt werden können. Das Konzept der TOW war so erfolgreich, dass 500.000 Lenkflugkörper gebaut werden konnten. Rund 43 Länder führten die TOW als schwere Panzerabwehrwaffe für den Infanteriebedarf ein. Das TOW-Waffensystem kam unter anderem im Vietnamkrieg und im Iran-Irak-Konflikt 1980 sowie im letzten Golfkrieg zum Einsatz. Rund 1.750 Basic-TOW sind von der iranischen Armee gegen unterschiedliche irakische Ziele mit Erfolg eingesetzt worden. Die Erkenntnisse aus den Einsätzen sind in die Weiterentwicklungen der Improved TOW der TOW 2, der TOW 2A und B mit eingeflossen. Die Weiterentwicklungen führten zu besseren Gefechtsköpfen, rauchärmeren Triebwerken, besserer Störfestigkeit und einer grösseren Kampfreichweite von 3.750 Metern.

Die TOW, in ihrer Eigenschaft als Infanteriewaffe, besteht aus dem in einem wasser- und staubdichten Rohr untergebrachten Lenkflugkörper, einer optischen Lenkeinrichtung und einem Nachtsichtgerät. Mitgeführt wird die TOW von dem amerikanischen Schützenpanzer Bradley, auf dem Geländefahrzeug Hummwy und auf dem Bell Attack-Helicopter des Marine Corps AH-1S Cobra. In der Infanterieversion sind vier Soldaten für den Transport einer 92,89 kg schweren TOW 2 erforderlich. Aufgrund des hohen Gewichts ist die TOW aber meist in fahrzeuggestützten Versionen zu finden.

Die wichtigen Entwicklungsschritte dieses Waffensystem begannen mit der Einführung der TOW im Jahre 1982 bei der US-Army. Die Waffe erhielt einen Xenon-Blitzlampe und einen Infarrotstrahler am Heck, um die TOW auch sicher über ein von Nebel und Rauch durchzogenes Gefechtsfeld zu lenken. Der Infrarotstrahler wird nach dem Abschuss durch das Nachtzielgerät erfaßt und ermöglicht die Verfolgung des Lenkflugkörpers bei Nacht für den Schützen. Das Triebwerk der TOW 2 ist um 30 Prozent leistungsgesteigert worden, damit sich die Flugzeit deutlich verkürzt. Um 3.750 Meter zu fliegen benötigt die 21,52 schwere und rund 180.000 Dollar teure TOW 2 nur 20 Sekunden. Der 150mm große Gefechtskopf ist in der Lage Panzerungen von über 700mm wirksam zu durchbrechen. Weitere Verbesserungen erhielt das Nachfolgemodell TOW 2A, welches Ende der achtziger Jahre in die US-Army eingeführt wurde. Die TOW 2A erhielt einen stärkeren Gefechtskopf, der gegen reaktive Panzerschutzsysteme wirkte. Der Gefechtskopf sollte in der Lage sein, die schweren Panzerungen an dem russischen Kampfpanzer T-72 M, dem T-80 und nachfolgenden Modellen bei einem Trefferwinkel von 60 Grad noch zu durchschlagen. Ferner ist das Nachsichtgerät verbessert und ein Laserzielentfernungsmesser eingerüstet worden. Der Schütze kann damit Panzerfahrzeuge auf einer Entfernung von 5.000 Metern erkennen. Die TOW 2 und das Nachfolgemodell TOW 2A gehören zu den erfolgreichsten Versionen der TOW Familie, welche weltweit angeboten wurden. Dennoch ist die Produktion dieser Lenkflugkörperversionen eingestellt worden. Statt dessen konzentriert sich der Hersteller Raytheon auf die Vermarktung der TOW 2B , die auf ein völlig neues Angriffskonzept aufbaut.

Seit der Mitte der siebziger Jahre sind die Frontal- und Seitenpanzerungen an Kampfpanzern deutlich verstärkt worden, so dass im vorderen Wannenbereich und am Turmaufbau bereits heute Panzerstärken von bis zu 800mm Dicke erreicht werden. Die einzigen Schwachstellen bei einem modernen Kampfpanzer sind die Oberseiten des Fahrzeugs. Genauer: Turm- und Wannenoberseite. Aus diesem Grund ist die TOW 2B mit zwei nach unter gerichteten P-Ladungsgefechtsköpfen ausgerüstet. Der Flugkörper überfliegt sein Ziel und explodiert in einer Höhe von 1 Meter. Ein Sensorkopf bestimmt den genauen Zeitpunkt der Detonation beider Gefechtsladungen der TOW 2B, die dann hintereinander zwei unabhängigen Flugbahnen folgen und auf das Ziel auftreffen. Die Gefechtskopfleistung der 22,60 kg schweren TOW-Version ist ausserordentlich hoch. Die TOW 2B ist im Wettbewerb gegen die schwedische Panzerabwehrwaffe BILL 1995 in Österreich angeboten worden.

Völlig neu ist die Nachfolgeentwicklung der TOW 2B mit der Bezeichnung Follow-On To TOW FOTT. Ziel dieser Neuentwicklung ist es eine TOW mit einer Kampfreichweite von mehr 5.000 Meter und einem verbesserten Zielsystem zu schaffen, dem es dem Schützen ermöglicht noch besser fahrende oder stehende Ziele zu identifizieren und zu bekämpfen. 

Alle bereits vorhandenen TOW-Komponenten wie Dreibein, Nachtsichtgerät und Steuerungselemente sollen von den Vorgängermodellen später durch den Nutzer übernommen werden können. Die FOTT Entwicklung 
begann 1998 und soll bis 2004 abgeschlossen sein. Bereits mehrere TOW-Nutzer-Staaten interessieren sich für diese Nachfolgeentwicklung.

 

BILL Familie

Mit der Einführung von reaktiven oder speziellen Verbundpanzerungen, die in der Lage sind die Wirkung und die Entwicklung eines Hohlladungsstachels bei der Detonation einer Hohlladung erfolgreich zu verhindern, mußten neue Gefechtskopftechnologien zur Einführung gebracht werden, die diesen aktiven/passiven Panzerschutz wirksam neutralisieren konnten. Bedingt durch die Tatsache, daß diese Zusatzpanzerungen an Panzerfahrzeugen an der Frontseite und an den Wannenseite montiert wurden, blieben in der Regel die Oberseiten eines Panzers ungeschützt. Darunter fielen die Ober- und Unterseiten der Panzerwanne, Motorabdeckung und die gesamte Turmoberseite. Diese Stellen sind bei einem Schützen- oder Kampfpanzer im Höchstfalle gegen die Wirkung von Bomblettmunitionen geschützt. Größere Panzerabwehrmunitionen können diesen minimalen Panzerschutz problemlos im Rahmen des Top-Attack-Verfahrens überwinden und das Panzerfahrzeug zerstören. Diesen Schwachpunkt bei Panzerfahrzeugen, erkannten die Entwickler des schwedischen Traditionsunternehmen Celsius. Mit der Entwicklung des Waffensystems BILL 1, gelang es den Celsiusentwicklern erstmals, ein Waffe zu entwickeln, die in der Lage war ein Panzerfahrzeug, von oben wirksam zu bekämpfen. Der BILL-Schütze visiert das Ziel an und nach dem Abschuß des PzAbwLfk aus dem Einwegstartrohr steigt der Flugkörper automatisch 0,75 Meter über die Visierlinie des Schützen. Der Hohlladungsstachel zündet, wenn sich das Ziel, in diesem Falle der Turm, im richtigen Abstand zu den Sensoren befindet.

 

MERLIN

Trotz der Verwendung von relativ störungssicheren drahtgesteuerten Panzerabwehrlenkflugkörpersystemen, sind in den letzten Jahren nach alternativen Steuerungsmechanismen gesucht worden. Eine der Alternativmöglichkeiten ist der Laserbeamrider (Lasersteuerung). Mit Hilfe eines für das Auge nicht sichtbaren und unschädlichen Laserstrahls wird der Lenkflugkörper ins Ziel gelenkt. Diese Steuerungsmöglichkeit ist bei dem potentiellen Milan-Nachfolger TRIGAT Medium Range (MR)/MERLIN, einer Entwicklung der deutsch-französisch-englischen Euromissile Dynamics Group (EMDG), bis zur Serienreife entwickelt worden. Die mit der Entwicklung TRIGAT MR beauftragte Firmengruppe EMDG ist eine trinationale Firma, in der sich die großen Rüstungskonzerne der Nationen Deutschland, Frankreich und Großbritannien wiederfinden. Die Muttergesellschaften sind die Aérospatiale (AS) aus Frankreich, die British Aerospace (BAe) aus Großbritannien und die DaimlerChrysler Aerospace AG/LFK-Lenkflugkörpersysteme (DASA) aus Deutschland. Diese drei Unternehmen schlossen sich 1979 nach französischem Recht als eine Groupement d’intérèt économique (GIE) zusammen, in der die drei Mütter mit ihrem Kapital jeweils haftend hinter dem Zusammenschluß stehen.

Das Panzerabwehrwaffensystem TRIGAT MR wird in Deutschland unter dem Namen MERLIN geführt. Im ersten Baulos sollen für die Bundeswehr 216 Waffenanlagen und 2.400 Flugkörper ab 2002 beschafft werden. Das finanzielle Volumen beträgt rund 500 Mio. DM. Nach dem erfolgreichen europäischen MILAN-Programm wurde in den achtziger Jahren das Nachfolgeprogramm TRIGAT aufgelegt. TRIGAT steht für Third Generation Antitank Programm. Bis heute sind zu den drei Ursprungsländern Großbritannien, Frankreich und Deutschland noch Belgien und Niederlande hinzugekommen, die über eigene Unternehmen an der Entwicklung beteiligt sind und planen, die TRIGAT MR/MERLIN bis 2005 zu beschaffen. Dabei sind folgende technische Leistungsparameter als unabdingbar festgestellt worden:

Es ist wichtig, einen Gegner frühzeitig zu erkennen ohne selbst aufgeklärt zu werden und diesen, wenn nötig, wirksam und schnell zu bekämpfen. Dabei muss nach dem Konstruktionsgrundsatz `one shot one kill´ verfahren werden, um der TRIGAT MR/MERLIN größtmögliche Durchsetzungsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld zu verleihen. Die Waffe ist lasergesteuert und durchschlägt alle bekannten Panzerstahl- oder Verbundpanzerungen bei allen im Einsatz befindlichen Kampf- und Schützenpanzern, selbst dann, wenn diese mit reaktiven Panzerungstechnologien zusätzlich geschützt sind.

Der Panzerabwehrlenkflugkörper der dritten Generation ist eine tragbare, einfach zu bedienende Panzerabwehrwaffe, die an die speziellen Bedürfnisse der Panzergrenadierverbände und hochmobile Kräfte der NATO angepaßt wurde. Die Reichweite des gegen modernste Panzerungen hochwirksamen Waffensystems beträgt 200 bis 2.400 Meter. Um die Strecke von 2.000 Metern zurückzulegen, benötigt der Lenkflugkörper 12 Sekunden Zeit und erreicht dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Metern in der Sekunde. Der Feststoffantrieb der TRIGAT MR/MERLIN ist zweistufig und besteht aus einem Booster und einem Marschtriebwerk. Der Start aus dem Munitionsrohr erfolgt mittels zweier Starttriebwerke, die vor Rohrverlassen ausgebrannt sind. Das Marschtriebwerk wird erst nach Verlassen des Munitionsrohres (soft launch) gezündet. Dabei rollt der Lenkflugkörper um die Flugkörperlängsachse. Die beiden Schub- und Steuerachsen sind im FK-Schwerpunkt vor der Haupthohlladung des Gefechtskopfes angeordnet. Dieses Prinzip der Kraftvektorsteuerung ermöglicht eine Querbeschleunigungsfähigkeit, mit der auch stark manövrierende Ziele wie Kampfhubschrauber erfolgreich bekämpft werden können.

Die TRIGAT MR/MERLIN ist ein Panzerabwehrlenkflugkörper, der nicht über ein herkömmliches Drahtlenksystem verfügt, sondern über eine störungssichere 10 Mikrometer Co² Laser-Leitstrahllenkung ins Ziel gesteuert wird. Der Flugkörper wird dabei über einen Laserleitstrahl in einem kreisförmigen "Tunnel", dessen Achse mit der Visierlinie harmonisiert ist, in das zu bekämpfende Ziel geführt. Der Lenkflugkörper ist autonom und orientiert und lenkt sich ständig im "Lenktunnel", der Schütze muß während des Fluges nur sein Fadenkreuz auf das Ziel richten. Ein schneller Zielwechsel ist während des Fluges des LFK's durch den Schützen möglich.

Die Waffenanlage ermöglicht eine Schußfolge von maximal drei Schuß pro Minute. Eine adaptierte Version TRIGAT MR auf leichten gepanzerten Fahrzeugen wie WARRIOR (englischer Schützenpanzer), CV 90 (schwedischer Schützenpanzer), dem europäischen Gepanzerten Transportkraftfahrzeug (GTK) oder dem deutschen Transportpanzer FUCHS (gepanzertes Radfahrzeug von Henschel/KUKA) oder für den Schützenpanzer MARDER 1 A3 ist zur Zeit in der Entwicklung. Dabei wird die tragbare Waffenanlage ohne Dreibein über einen Adapter auf das Fahrzeug montiert. Die TRIGAT besitzt durch das neue Laserlenkverfahren eine Trefferwahrscheinlichkeit von fast 100 Prozent. Eine eingebaute Kraftvektorsteuerung ermöglicht zu Beginn des Startvorgangs eine niedrige Anfangsgeschwindigkeit des Flugkörpers, so daß ein Schuß aus geschlossen Räumen wie Bunkern oder Gefechtsständen ohne Gefährdung für den Soldaten möglich ist. Das Leitstrahlverfahren der TRIGAT MR/MERLIN ist unempfindlich gegen Störmaßnahmen wie Nebel- oder thermischen Störquellen, die von Panzerfahrzeugbesatzungen bei Flugkörperangriffen zum Eigenschutz eingesetzt werden können. Um das Einsatzspektrum nicht auf Mitteleuropa zu beschränken, wurde die TRIGAT MR/MERLIN so konzipiert, daß sie unter allen Wetterbedingungen voll einsatzfähig bleibt. Selbst bei Temperaturen von -40 bis +60 Grad bleibt das Waffensystem voll einsatzfähig und ohne Einschränkung für den Soldaten bedienbar. Für den Nachteinsatz sowie ungünstige Umweltbedingungen (Nebel oder Regen) kommt ein leistungsfähiges Wärmebildgerät TIGER zum tragen, das gegenüber der 2. Generation (MIRA) eine wesentlich höhere Identifikationsreichweite hat und bis zur vollen Reichweite in der Lage ist, das Ziel auch unter Gefechtsfeldeinflüssen zu enttarnen.

Die Konstrukteure achteten bei der Entwicklung des Flugkörpers auf eine außerordentlich hohe EMP/EMV-Festigkeit (Elektromagnetischer Impuls/Elektromagnetische Verträglichkeit), um alle störenden elektronischen Einflüsse auf das Waffensystem auszuschließen.

Der fünf Kilogramm schwere Gefechtskopf besteht aus einem leistungsfähigen Doppelhohladungsgefechtskopf, welcher in der Lage ist, Reaktiv- oder Massivpanzerungen von über 1.000 mm zu durchschlagen. Eine Vorhohlladung in der Spitze des Flugkörpers detoniert, über einen Abstandsensor gesteuert, Bruchteile von Sekunden vor der Zündung der Haupthohlladung, um auf diese Weise am Panzerfahrzeug befestigte Reaktivpanzerungen zur Detonation zu bringen. Die Hohlladung ist im Heckbereich der TRIGAT MR/MERLIN untergebracht, um eine möglichst günstige Hohlladungsstachelentwicklung bei der Detonation im Ziel und eine damit verbundene hohe Durchschlagswirkung zu erreichen. Selbst bei einem ungünstigen Auftreffwinkel von 60 Grad (frontal) auf dem Ziel hat der Gefechtskopf noch genügend Restenergie, um das angegriffene Ziel zu neutralisieren. Allerdings ist die TRIGAT MR/MERLIN nicht nur gegen gepanzerte Fahrzeuge oder Kampfpanzer einsetzbar, sondern eignet sich auch zur Bekämpfung von Sekundärzielen wie tieffliegende Kampfhubschrauber, Bunker, MG-Nester und kleinere Schiffseinheiten, wie Landungsboote oder Fähren. Entwickelt wurde der Gefechtskopf durch die DASA Tochter TDW in Schrobenhausen.

Das Waffensystem bleibt bis zu seinem Abschuß absolut passiv, um so eine vorzeitige feindliche Entdeckung durch infrarotgestützte Erkennungssysteme auf dem Gefechtsfeld zu vermeiden. Ein Abschussknall bei Auslösen der Waffe entsteht nicht. Das Waffensystem erfüllt auch unter ABC-Bedingungen seine volle Leistungsbereitschaft. Selbst unter ABC-Schutz lässt sich die PARS 3 MR/MERLIN leicht bedienen. Die MERLIN ist so konzipiert, daß keine kostenaufwendigen Materialerhaltungsmaßnahmen auf den militärischen Beschaffer zu kommen. Die Materialerhaltungsstufen (MESt) 1-2, also GO/NO GO Test und die Lokalisierung fehlerhafter Baugruppen können durch die Truppe selbst durchgeführt werden. Darunter fällt auch die MESt 3, die ebenfalls durch den Anwender in einer autonomen Testeinrichtung durchgeführt werden kann. Nach den heutigen Erkenntnissen, die auf langen und aufwendigen Testreihen der TRIGAT beruhen, ist die Zuverlässigkeit der Waffe bei einer Serienfertigung bei über 90 Prozent anzusiedeln. Die MERLIN ist schon in den Beschaffungsfocus von unterschiedlichen Ländern geraten. So interessieren sich zur Zeit für die MERLIN Finnland, Spanien und auch Australien, welches über keine Panzerabwehrlenkflugkörper mit einer Kampfreichweite von 2.000 Metern, nach der Abschaffung des Milan-Systems mehr verfügt.

Nach Plänen der Panzertruppe der Bundeswehr sollen ein kleiner Teil der Schützenpanzer Marder 1 A 3 mit dem MERLIN-System ausgerüstet werden. Ob diese Kampfwertsteigerung in den nächsten Jahren durchgeführt werden kann ist sehr fraglich. Dennoch würde die Verwendung einer MERLIN erheblich zur Kampfwertsteigerung des Marders beitragen können.

 

Europäischer Markt

Der europäische Markt für Panzerabwehrwaffen ist stark umkämpft. Um Aufträge bemühen sich derzeit die amerikanische, deutsch-französische, schwedische und die israelische Industrie, die zur Zeit verschiedene Waffensystemkonzepte anbieten. Als stärkster internationaler Konkurrent dürften die beiden amerikanischen Unternehmen Lockheed Martin und Raytheon angesehen werden, die eine Reihe von modernen Waffensystemen für den Weltmarkt anbieten. Dabei teilen sich die beiden US-Konzerne die Markt in Europa auf. Während Lockheed Martin leichte schultergestütze und mittlere Panzerabwehrwaffen anbietet, konzentriert sich Raytheon nach eigenen Angaben mehr auf das Marktsekment der schweren Waffensysteme.

Doch Lockheed Martin hat einen starken europäischen Mitbewerber in dem Unternehmen Dynamit Nobel. Die Panzerfaust 3 Familie findet insbesondere in Europa immer mehr an Interessenten. Überzeugend sind das Familienkonzept, Einsatzmöglichkeiten, Reichweite und der Systempreis der den amerikanischen Vertriebsleuten zur Zeit bei Verkaufsgesprächen Kopfzerbrechen bereitet. Weder Jevelin noch das System Predator sind Konkurrenten auf dem europäischen Markt. Dennoch ist das Leistungsvermögen der Jevelin nicht zu unterschätzen, da es bisher die einzige schultergestütze Panzerabwehrwaffe mit einem bildverarbeitenden Suchkopf ist. Auch die angebotenen schweren Panzerabwehrwaffen aus der TOW-Familie, deren Leistungsvermögen in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden konnte ist kein starker Konkurrent im Vergleich zu den vorhandenen europäischen Angeboten. Nach Ansicht vieler NATO-Staaten ist dieses System zu schwer und deshalb nicht universell einsetzbar für den Gebrauch von leichten Infanterieverbänden. Für Luftlandetruppen käme die TOW nur in einer fahrzeuggestützen Version in Frage. Gefordert sind aber von der Bedarfsdecker Seite leichtere und  universell einsetzbare Panzerabwehrlenkflugkörper mit entsprechenden Kampfreichweiten. Aus diesem Grunde dürfte die schwedische BILL 2 einer der aussichtsreichste Waffensysteme für den internationalen Beschaffungsbedarf in den nächsten Jahren darstellen. Mit einer Kampfreichweite von 2.200 Metern und dem Top-Attack-Angriffverfahren sowie der Möglichkeit des Direktangriffs bietet dieses preisgünstige Waffensystem gegenüber anderen Herstellern eine Reihe von taktischen Vorteilen, die nicht zu unterschätzen sein dürften. Gerade in den neuen NATO-Ländern und in verschiedenen Überseestaaten stößt diese schwedische Konstruktion auf starkes Interesse.

Langfristig gesehen ist die deutsch-französisch-englische Gemeinschaftsentwicklung MERLIN eine der interessantesten und erfolgversprechesten Entwicklungen aus europäischer Produktion. Die oben geschilderten Leistungparameter und die Möglichkeit dieses System auf den vorhandenen MILAN-Abschußgestellen verwenden zu können, eröffnen eine breite Vertriebsmöglichkeit in allen MILAN-Nutzer-Staaten, sofern sich Deutschland bei den geplanten Beschaffungsstückzahlen bleibt. Die lasergesteuerte MERLIN ist eines der fortschrittlichsten europäischen Waffensysteme zu Bekämpfung von Panzerfahrzeugen oder Bunkern. Trotz eines relativ hohen Systempreises dürfte mit zunehmender Produktion dieses Waffensystem, die berühmte MILAN einen würdigen Nachfolger gefunden haben. Neben Belgien und den Niederlanden sind potentielle MERLIN-Kunden auch Deutschland, England, Frankreich oder Indonesien.

(Quelle: Melomaniax/Till)