ENTWICKLUNG:

Aufgrund der Kriegserfahrungen und der neuen Waffenentwicklung forderte das Panzerschützenschulbataillon ein nach oben offenes Kampffahrzeug (Vollkette), welches auch bei Schlamm und Schnee Geländegängigkeit, Schnelligkeit, gutes Beschleunigungsvermögen, einen erheblichen Fahrbereich und ein Leistungsgewicht von mindestens 20 PS/t aufweisen sollte.

Unter der technischen Leitung von Dipl.-lng. Ottokar Patzl entwickelte die Österreichische Saurerwerke AG ein gepanzertes Vollkettenfahrzeug, für welches folgende Konstruktionsgrundsätze maßgeblich waren:

- Vollkettenfahrzeug mit einer Geländegängigkeit, die jener der Kampfpanzer möglichst nahe kommt.
- Platz für eine Schützengruppe und eine Maschinenwaffe vom Kaliber 20 mm.
- Niedrige Bauhöhe, um im Gelände jede Deckung ausnützen zu können.
- Frontaler Panzerschutz gegen Flachfeuer von 20 mm Waffen und seitlichen Panzerschutz gegen Feuer aus Infanteriewaffen und gegen Splitter.
- Verwendung möglichst vieler Baugruppen aus der zivilen Fahrzeugproduktion, um den Preis zu senken und die Wartung zu vereinfachen
- Auslegung des Grundfahrzeuges als Basis einer Panzerfamilie, um eine möglichst große Verwendungsbreite zu erzielen.
- Großzügige Ausstattung mit Fernmeldemitteln.

 

Der 1957 vorgestellte Prototyp 4K3H (Fahrgestell Nr. 99) zeigte einen dem früheren deutschen Schützenpanzerwagen (Sd. Kfz. 251) ähnlichen Panzerkasten, der oben offen war. Vorne im Fahrzeug war ein Saurer 3H 8-Zylinder-V-Dieselmotor mit 11,6 Liter Hubraum und einer Leistung von 200 PS eingebaut. Ein Saurer-Schubgetriebe mit 6 Vorwärts- und einem Rückwärtsgang war mit einem Kupplungsgelenkgetriebe verbunden, über welches die vorne liegenden Antriebsräder angetrieben wurden. 5 Laufrollen pro Seite wurden durch Drehstäbe abgefedert. Stützrollen waren nicht vorhanden. Durch die vorgeschriebene Gesamtbreite von 2,3 m und die für notwendig erachtete Kettenbreite von 400 mm musste der gesamte Mannschaftsraum auf die Höhe der Kettenoberkante verlegt werden, wodurch das Fahrzeug eine sehr ungünstige Silhouette bekam. Die an der Stirnseite des Schützenpanzers angebrachten Luftansaugschlitz-Abdeckungen bildeten schon bei Beschuß aus geringer Schrägrichtung einen Kugelfang. Die hintere Falltüre war zu hoch über dem Erdboden angebracht und durch ihre unzureichenden Ausmaße für ein rasches Ausbooten nicht geeignet. Zehn Mann konnten unter Panzerschutz (10 mm rundum) befördert werden.

Der einzige vorhandene Prototyp wurde eingehend erprobt und als Sanitätsfahrzeug aufgebraucht.

Der Panzeraufbau kam von der Firma Böhler in Kapfenberg. Die am 24. 4. und 25. 4. 1958 durchgeführte Begutachtung des Saurer-Schützenpanzerwagens führte zu folgenden Forderungen: Das Fahrgestell war so zu verbreitern, daß die gesetzlich zugelassene Gesamtbreite von 2500 mm erreicht wird. Dadurch konnte der Fahrersitz zwischen Kette und Motor angeordnet werden. Die hintere Falltür konnte tiefer angebracht werden, wobei eine Watfähigkeit von 700 mm (bisher 900 mm) als ausreichend angesehen wurde. Fahrersitz und Motor waren nach oben durch eine gepanzerte Abdeckung zu schützen. Der noch weiter nach oben offene Kampfraum sollte mit seitlich abklappbaren Deckeln bis nach rückwärts geschlossen werden. Sollte sich dies nicht durchführen lassen, war der Kampfraum mit Spriegeln und Plane gegen Witterungseinflüsse abzudecken.

 

Bei der breiteren Ausführung war die Bodenfreiheit von 360 auf 400 mm zu erhöhen. Eine Panzerung der Stirnseite von 40 mm galt als unerlässliche Forderung.

Eine am 21. 12. 1959 stattgefundene Besprechung hatte den Zweck, die Ausstattung der Schützenpanzer der 0-Serie und einer Anschlussserie festzulegen.

 

Grundsätzlich wurde verlangt, alle Schützenpanzer über dem Mannschaftsraum mit einer 6 mm starken Abdeckung aus Panzerstahl abzudecken. 
In dieser Abdeckung sollten möglichst große und mit Deckeln verschließbare Luken vorgesehen werden. Auch die Öffnung über dem Kommandanten, der hinter dem Fahrer seinen Platz erhielt (früher MG-Schütze), sollte mit einem Deckel verschließbar sein.

Die Fahrzeuge der 0-Serie, die entsprechend der Bestellung mit offenem Mannschaftsraum geliefert wurden, sollten später ebenfalls die Abdeckungen erhalten.
 Als Bordwaffen wurden das MG 42 bzw. das MG 12,7 mm vorgesehen. Zwei Fahrzeuge der Nullserie sollten als Musterwagen abgedeckt werden:

Ein Fahrzeug erhielt in der Abdeckung des Mannschaftsraumes 4 Luken in der Anordnung des Holzmodells mit möglichst großen Öffnungen und seitlich abklappbaren Deckeln.

Bei dem anderen Fahrzeug wurde rechts und links eine über den ganzen Mannschaftsraum reichende Öffnung vorgesehen, so daß nur ein Längsmittelsteg über der Wannenmitte verblieb. Die seitlich abklappbaren Deckel lagen schindelartig übereinander.

Die Wanne des nunmehr nur noch 1550 mm hohen Fahrzeuges bestand aus Stahlplatten, die in starker Schrägstellung zusammengeschweißt waren. Die Panzerstärke betrug vorne 20 mm, seitlich 12 bis 14 mm und hinten 12 mm. Der vorne rechts liegende Motorraum besaß Trennwände und nahm das Triebwerk auf. Links neben dem Motorraum waren im Fahrersitz, Bedienungseinrichtungen und Instrumente untergebracht. Im hinten liegenden Kampfraum waren Sitze für den Kommandanten und acht Grenadiere vorhanden. Zwei Sitzbänke, Ablage für Sturmgepäck und Gerät, Funkgeräte sowie die Kraftstoffbehälter vervollständigten die Ausrüstung.

Nach wie vor kam der 8-Zylinder 3H Dieselmotor zum Einbau, es wurden jedoch zu dieser Zeit Versuche mit dem aufgeladenen 8-Zylinder 2P Motor mit 250 PS Leistung gemacht. Vom Motor ging der Kraftfluss über eine trockene Zweischeibenkupplung zum ZF 5 6-55 Getriebe. Zwischen Kupplung und Schaltgetriebe war ein Umlenkgetriebe geschaltet. Von dort führte eine Gelenkwelle zum Lenkgetriebe. Zum Bremsen des Fahrzeuges wurden Außenbandbremsen verwendet, die auf Bremstrommeln wirkten, die an den Seitenvorgelegen angeflanscht waren. In diesen trieben stirnradverzahnte Zahnradpaare die Kettenantriebsräder an. Zum Laufwerk gehörten die vorne liegenden Antriebsräder und die Schwingarme mit Drehstäben, an denen die Laufräder befestigt waren. Jedes vordere Lauf rad wurde durch einen hydraulischen Stoßdämpfer unterstützt. Hinten lagen die nachstellbaren Umlenkräder. Das obere Kettentrumm wurde durch zwei Stützrollen geführt. Jede Kette hatte 79 Glieder, die Kettenbreite betrug 375 mm. Die Ketten wurden durch Endverbindungen zusammengehalten.

Das Gefechtsgewicht der 4 K3H 0-Serie betrug 12,2 t, die Panzerung wurde von der VOEST, Linz, und den Böhlerwerken in Kapfenberg geliefert. Bordwaffe war keine vorhanden. Die Panzergrenadiergruppe führte ein MG 42, Sturmgewehre sowie Gewehr- und Handgranaten mit.

Auf drei Versuchsfahrzeuge des Typs 4K4F mit noch offenem Kampfraum folgte 1961 die erste Produktionsserie der 4K Baureihe mit der Bezeichnung 4K4F, die gegenüber der 0-Serie grundsätzliche Änderungen aufwies. Nunmehr war der Kampfraum durch zwei rechteckige Klappen, die außen angeschlagen waren, vollständig gedeckt. Als Antriebsaggregat wurde der Sechszylinder-Reihendieselmotor vom Typ 4 F (045> verwendet, der wie der Typ 3H ebenfalls 200 PS leistete. Während beim Typ 3H der Ölbehälter außen lag, war er beim Typ 4F in der Ölwanne eingebaut. Nunmehr wurde eine Einscheiben-Trockenkupplung vom Typ F&S LA 70 verwendet. Das Umlenkgetriebe hatte eine Tauchschmierung, während es bisher mit Ölpumpe und Sprühschmierung im Schmierkreis des Lenkgetriebes eingeschlossen war. Während bei der 0-Serie das Wechselgetriebe liegend angeordnet war, wurde es nunmehr stehend eingebaut. Früher waren die Luftleitflächen nach innen gerichtet, nunmehr wiesen sie nach außen. Die Ölpumpe für das Lenkgetriebe wurde am Motor vorne rechts durch Keilriemen angetrieben, die Filter für die Lenkgetriebeschmierung an der Wanne rechts neben der Ölpumpe untergebracht. Bei der 0-Serie lag der Ölfilter für das Umlenkgetriebe und die Lenkgetriebeschmierung nahe beisammen. Der Fahrerraum war gegenüber der 0-Serie geräumiger geworden. Während der Handfahrhebel bei der 0-Serie rechts neben dem Fahrersitz lag, wurde er nunmehr vor dem Fahrer in Kopfhöhe angebracht. Bei der 0-Serie lagen die beiden Batteriekästen übereinander, nunmehr hintereinander. Bei der 0-Serie bestand der Fahrerlukendeckel aus einem Stück und war schwenkbar, nunmehr war er geteilt und aufklappbar. Für den Fahrer war eine Windschutzscheibe vorhanden, zwei Infrarotscheinwerfer waren eingebaut, und die Hecktüre erhielt eine verbesserte Verriegelung. Während bei der 0-Serie der Antennensockel frei lag, wurde er bei der ersten Produktionsausführung unter Panzerschutz verlegt. Bei der Vorserie lief er Auspuff schräg nach unten, beim Folgetyp ging er gerade nach hinten im Panzerschutz der hinteren Beleuchtungsanlage. Bei der 0-Serie waren die Laufräder gezogen, jetzt erhielten sie eine Verstärkung. Die alte Kette hatte breitere Profile, die neue schmälere. Bei der alten Kette lagen die Endverbinderschrauben frei, nunmehr waren sie eingelassen. Die 0-Serie hatte keine Bodenventile, jetzt waren drei vorhanden.

Es wurden insgesamt 30 Einheiten (Fahrgestell-Nr. 364-1 bis 364-30) des Grenadier-SPz hergestellt. Das maximal zulässige Gefechtsgewicht betrug 15 t. Die vorgesehene Bordbewaffnung mit ihren Türmen war noch immer nicht verfügbar. So blieb es weiter bei der Luke für eine Bordwaffe zum Einbau.

1963 erfolgte der Anlauf der größeren Produktionsserie des Grenadier-SPz, der Type 4K3FA. Davon wurden 211 Einheiten hergestellt 
(Fahrgestell-Nr. 365-1 bis 365-211). 


Das Fahrzeug war nunmehr mit dem aufgeladenen Saurer 3FA (048) Dieselmotor ausgestattet, welcher bei n = 2400 230 PS leistete. Die Kraftstoffeinspritzung erfolgte mittels Kugeldüsen. Aufbaumäßig blieben die Fahrzeuge unverändert. Auf ein Fahrgestell des Typs 4K3FA wurde versuchsweise ein 80 mm Zwillings-Raketenwerfer vom Typ Oerlikon 3 Z 8 Dla 804/805 RA aufgebaut.

Zur Einführung gelangte diese Waffe jedoch nicht. 

 

Am Ende des Bauloses wurden weitere 19 Fahrzeuge des Typs 4K3FA aufgelegt, welche mit dem Saurer-Dieselmotor 3FA (043) ausgerüstet wurden.
Die Einspritzpumpe hatte Nadeldüsen, die Motorleistung betrug 235 PS. Während das Kühlsystem bis zu diesem Zeitpunkt offen war, kam nunmehr ein geschlossenes Kühlsystem mit Ausgleichsbehälter zum Einbau.

Vom Typ mit dem 3FA (043) Motor gab es eine Anzahl von Abarten, und zwar: 38 Stück eines Funkfernschreiber-Panzers Typ 4K3FA-FS (Fahrgestell-Nr. 366-1 bis 366-38), als Führungsfahrzeuge mit einem Fernschreibgerät ausgerüstet, dienen sie zur Nachrichtenverbindung;

60 Stück vom Artillerie-Führungs-Panzer Typ 4K3FA-FüA (Fahrgestell-Nr. 367-1 bis 367-60), die in vier verschiedenen Ausführungen geliefert wurden, führen die Bezeichnung SPz-FüA1 bis FüA4 und sind die Führungswagen der Artillerie und dienen zusammen mit dem SPz-FS als Gefechts- und Feuerleitstelle; die Grundausstattung der Fahrzeuge ist gleich, sie unterscheiden sich lediglich in der Geräte- und Funkausstattung.

1968 kam es auch zur Auslieferung der nächsten Serie von Schützenpanzern, und zwar den Typ 4K4FA-G1, der mit einer 20 mm Oerlikon-Kanone in einem 3600 schwenkbaren Panzerturm ausgerüstet ist <Fahrgestell-Nr. 368-1 bis 368-76). Es wurden 76 Stück beschafft. Eingebaut ist nunmehr der Saurer 4FA <060) Dieselmotor, bei dem die Bohrung gegenüber dem Motortyp 3FA von 120 auf 123 mm vergrößert worden ist. Er gibt 250 PS Leistung ab. Anstelle des bisherigen Eberspächer Turboladers wird ein solcher der Firma Kühnle, Kopp und Kausch verwendet. Die Kupplung LA 70 wurde durch den Typ G 380 KR abgelöst. Während das Umlenkgetriebe bis zu dieser Ausführung mit einer Ausrückwelle auskam, werden zwei Ausrückwellen (Kupplung und Kupplungsbremse) eingebaut. Ein verbessertes Schaltgetriebe vom Typ 5 6-70/3 wird verwendet.

Von dieser Abschlussausführung wurden weiterhin noch 15 Einheiten des Sanitäts-Panzers, Typ 4K4FA-San bestellt (Fahrgestell-Nr. 371-1 bis 371-15), der im Kampfgebiet zum Transport von Verwundeten zum Einsatz kommt. Es können zwei liegende und vier sitzende Verwundete transportiert werden. Außerdem wurde der SPz-San mit Geräten und Einrichtungen für die Verwundetenversorgung und erste Hilfe ausgestattet.

Mit den Saurer-, später Steyr-Schützenpanzerwagen erhielt das Bundesheer ein brauchbares, verlässliches und kostengünstiges Fahrzeug, welches gleichzeitig die Grundlage für eine Familie leichter Panzerfahrzeuge bildete.

 

VERSCHIEDENE VERSIONEN:

 

DATEN:

Besatzung:

Panzerkommandant
Bordschütze
Panzerfahrer

Besatzung je nach Verwendung bis zu 7Mann

Maße:

je nach Verwendung

Länge: 5400 mm
Breite: 2500 mm
Höhe: 1650 mm - 2300 mm

Gewichte

je nach Verwendung

Gefechtsgewicht: 12800 kg - 14000 kg
Verladegewicht: 11500 kg - 12000 kg

Bodendruck Straße 12,3N/cm² (1,25kg/cm²)
Bodendruck Gelände 6N/cm² (0,61kg/cm²)

Leistung:

Bauartgeschwindigkeit: 60,5 km/h
Steigfähigkeit: 75 %
Kletterfähigkeit: 800 mm
Überschreitfähigkeit: 1600 mm
Watfähigkeit: 900 mm

Wendekreis: dreht auf der Stelle
Motor: wassergekühlter Sechszylinder 4 Takt Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Abgasturboaufladung
Motorleistung: 173 kW ( 235 PS)
184 kW (250 PS)
Getriebe:

Umlenkgetriebe:
Stirnradgetriebe mit Nebenantrieb

Automatikgetriebe:
hydraulisch gesteuertes Planetengetriebe mit
Drehmomentwandler und Überbrückungskupplung,

3 Vorwärts und 1 Rückwärtsgang

Lenkgetriebe:
hydrostatisches Überlagerungslenkgetriebe

Bewaffnung:

je nach Verwendung

2 cm MK 66
Schussweite: Erdziele je nach Zielart 1000 - 2000 m
Schussweite: Luftziele 1500 m

Munitionsvorrat: 425 Schuß

12,7 cm üsMG M2
Schussweite: Erdziele je nach Zielart 500 - 1500 m
Schussweite: Luftziele 1000 m

Munitionsvorrat: 800 Schuß

7,62 MG 74

8 cm mGrW 82

 

BILDER: