Lesen Sie hier alles über den neuen Kampfanzug des österreichischen Bundesheeres.
Chronik des Beschaffungsvorganges
April 1998 - Die
Arbeitsgruppe für Truppenausstattung und persönliche Ausrüstung (AGTAPA) setzte
einen Kampfanzugunterausschuss (KA-UA) ein. Dieser Unterausschuss erhielt den
Auftrag, Empfehlungen betreffend ein neues Kampfanzug-System zu erarbeiten.
Das Projekt „Kampfanzug-Neu“ wird gestartet, beschränkt sich jedoch zunächst
mangels finanzieller Dotierung auf:
- Marktbeobachtung
- Konzeptentwicklung
- Neuentwicklungen und Verbesserungen
- Erprobungen einzelner Gegenstände
- Empfehlungen für einen KA-Neu
Juli 2000 - Der Herr Bundesminister erteilt den Auftrag zur Erarbeitung
eines Grobkonzeptes und zu einer Kostenerhebung für einen Kampfanzug -Neu.
September 2000 - Die Norm-Sollausstattung wird durch die
AGTAPA-Vollversammlung beschlossen.
Dezember 2000 - Fünfzehn Millionen Schilling werden für die Erprobung im
Jahr 2001 zur Verfügung gestellt und der Herr Bundesminister entscheidet, dass
der neue Kampfanzug wie der bisherige Anzug 75 in der Farbe RAL 7013 zu halten
ist.
Frühjahr 2001 - Es erfolgt die Beschaffung der Bestandteile des neuen
Kampfanzuges gemäß Sollausstattung. Die einzelnen Komponenten werden teilweise
hinsichtlich Stoffqualität oder Schnitt in mehreren Varianten beschafft und im
Rahmen der Erprobung durch die österreichischen Soldaten beurteilt. Insgesamt
wird Bekleidung und persönliche Ausrüstung zur Ausstattung von zwölf Zügen
beschafft.
Mai 2001 - Beginn der Erprobung bei vier Truppenkörpern.
Die Erprobung erfolgte bei:
- Zentrum Jagdkampf
- Jägerschule
- Jägerbataillon 17
- Jägerbataillon 25
Anschließend wurden das
- Panzergrenadierbataillon 35,
- Panzergrenadierbataillon 13,
- Jägerbataillon 23,
- Jägerregiment Wien,
- Artillerieregiment 1,
- Pionierbataillon 3,
- Aufklärungsbataillon 3 und
- Kommando Internationale Einsätze (KFOR-Zug X/01)
in die Erprobung eingebunden.
Neuerungen zum alten "Kampfanzug 75"
Der neue Kampfanzug
- ist modern und weit geschnitten, die Kampfanzugjacke wird über die
Kampfanzughose getragen;
- wird mit ein- oder zweischichtiger Funktionsunterwäsche oder
Thermozwischenbekleidung getragen;
- ist mit Nässeschutzjacke und -hose sowie Nässeschutzsocken ausgestattet; das
Material ist wasserdicht aber wasserdampfdurchlässig;
- wird mit Trosssack, verschiedenen Hygiene- und Toiletteartikeln sowie
Lederhandschuhen und Überfäustlingen, die ebenfalls in wasserdichten aber
wasserdampfdurchlässigen Material ausgeführt sind, komplettiert;
- ist mit einer Kampfweste und einem modernen Tragesystem, das die auf den
Schultern zu tragende Last durch die Abstützung auf einen Hüftgurt um bis zu
zwei Drittel verringert, ausgestattet.
Einzig die Farbe bleibt gleich - wie bisher RAL (7013).
Bestandteile des neuen Pakets
-
Kampfanzugsjacke
(bessere Kampfweste wie schon beim Jagdkommando verwendet - dort auch als
"Jagdkommandoweste" bezeichnet - wird über die neu eingeführte
Splitterschutzweste getragen) mit integrierten Magazinstaschen für theoretisch
bis zu 8 Magazinen - in den Magazintaschen kann auch die 9mm P80 getragen werden
(Jagdkommando-Trageweise)
-Kampfanzugshose
-Thermojacke
-Thermohose
-Nässeschutzjacke
-Feldkappe
-Tragesystem (bestehend aus Rucksack, verschiedenen Utensilientaschen,
Hüftgurt, Faltmatte und Regenüberzug)
-Spaten mit Teleskopgriff
-Allzweckplane
-Trosssack
- Tarnoverall gegen Wärmebild und Infrarotaufklärung
(in Planung)
Teilelemente des Systems:
- Hüftgurtträger und Hüftgurt
- Seitentaschen (klein, mittel, groß)
- Spatentasche
- Magazinstasche
- Handgranatentasche
- Feldflaschentasche
Diese Teile können beliebig mit dem Trägersystem kombiniert werden.
Weitere
neue Bekleidungsutensilien:
- Funktionelle zum Teil zweischichtige Unterwäsche,
- Thermo- Zwischenbekleidung,
- Neue atmungsaktive Socken
- Wasserdichte Wollsocken
- Überfäustlinge nach modernstem Standard
Nicht jeder bekommt alles, es werden 3 Module gebildet:
1) Allg. Modul
2) Infanterie Modul
3) Hochgebirgsmodul
Die neue Uniform gibt es in einer Sommervariante und einer Wintervariante. Sieht
gleich aus, jedoch ist der Stoff für die Sommeruniform dünner.
Alles was nicht Jäger, Grenadier, Aufklärer ist, bekommt nur das allg. Modul.
Dies beinhaltet zB keine Kampfweste, nur 2 Magazinstaschen, weniger
Thermounterbekleidung, nur einen kleinen Rucksack (vergleichbar dem 2er Pack
jetzt) statt dem großen abwerfbaren Rucksack. Das Kampfgeschirr wird dann aus
einem Trägersystem mit Hüftgurt, 2 Magazinstaschen, Spatentasche und neuer
Schutzmaskentasche plus Feldflaschentasche (mit durchsichtiger Plastikflasche)
bestehen.
Im Infanteriemodul kommen dann wie gesagt die Kampfweste, der große Rucksack und
die ganzen Taschen dazu, noch 2 Magazinstaschen, Handgranatentaschen plus mehr
Thermowäsche und andere Ausrüstungsgegenstände. Außerdem gibt es hier zB auch
eine Vorrichtung um die Nachtsichtbrille Lucie am Kevlarhelm befestigen zu
können.
Im Hochgebirgsmodul schließlich findet sich noch zusätzlich
Wintertarnbekleidung, Zwischenthermobekleidung, Gebirgsschuhe, der
Halbschalenschuh, Biwakausrüstung, ein Gebirgsrucksack mit Kraxe, und andere
Ausrüstung.
Außerdem gibt es ein neues Einmannzelt aus dem heraus beobachtet werden kann,
dieses wird jedoch auf Bataillonsebene, wie auch andere Gegenstände gepoolt.
Einführung beginnt ab 2003
Die
Gesamtplanung steht für ca. für 60.000 Mann, die erste Tranche folgt ab 2004/05
für 10.000 Mann.
Priorität 1 haben Jägerbataillone, dann Grenadiere, dann Aufklärer, ... Im int.
Einsatz wird es natürlich ebenfalls mit Priorität ausgegeben.
Im Milizbereich wird wahrscheinlich lange darauf zu warten sein.
Beginnend mit dem Jägerbataillon 17 wird derzeit der neue Kampfanzug des
Österreichischen Bundesheeres ausgeliefert. Im Herbst wird dann das
Jägerbataillon 25 folgen.
Nach einer umfangreichen Entwicklungsphase wurde der neue Kampfanzug in den Jahren 2001 und 2002 unter allen denkbaren Bedingungen getestet. 600 Soldaten – darunter auch Angehörige von Spezialverbänden wie dem Jagdkommando – unterzogen diesen Kampfanzug einem schonungslosen Härtetest um die bestmögliche Ausstattung für unsere Truppen zu gewährleisten.
Der Zulauf des Kampfanzuges zu den Truppenkörpern erfolgt schrittweise. Priorität haben Soldaten im Einsatz und in der Ausbildung. Ab 2004 werden pro Jahr 10.000 Soldaten damit ausgestattet. Dieser Vorgang wird in den nächsten vier Jahren abgeschlossen.
Beschreibung der Teilelemente
(Grafik: Bundesheer)
1) Kampfweste mit Rucksack | 2)
Hüftgurtträger und Hüftgurt (mit montierter Seitentasche "groß") |
3) Kampfweste
mit Hüftgurt (mit montierter Seitentasche "groß", Magazins- und Handgranatentaschen) |
4) Kombination
von Teilelementen (Kampfweste mit Hüftgurt, montierte Seitentaschen hinten, Munitions-, Spaten- und Feldflaschentasche) |
5) Seitentaschen (klein, mittel, groß) | 6) Rucksack |
7) Hüftgurt mit Hüftgurtträger | 8) Kampfweste |
9) Spatentasche | 10) Magazinstasche |
11) Handgranatentasche | 12) Feldflaschentasche |
Fotos
finden Sie in der eigenen Fotogalerie zum KA neu
Zur Fotogalerie
Textquelle: PK, AW, MilizInfo, BMLV, BHI
Fotos: BHI